Frieren Schafe eigentlich?

Wenn ich nach einer Antwort auf die Frage suche, ob es eine besondere Geschichte gibt, die ich in Corona-Zeiten erlebt habe, so fällt mir als erstes dieser Gedanke ein, der mir kürzlich kam, als ich eine meiner vielen Radtouren durch die Ausläufer meines Wohnviertels, der „Wüste“, machte: Frieren Schafe eigentlich? Diese Frage versinnbildlicht, wie ich den Kopf frei bekomme, wenn ich wieder einmal den ganzen Tag in der Wohnung gehockt und keiner Menschenseele begegnet bin: ich schwinge mich auf meinen Drahtesel und fahre los. Ich trete in die Pedale und schon nach kurzer Zeit richtet sich meine Aufmerksamkeit auf das Unmittelbare, das Hier und Jetzt: zuerst die Häuser, Gärten, Geschäfte. Dann werden die Häuser rarer und weichen einem schmalen, asphaltierten Weg, den übrigens auch viele andere offenbar Gleichgesinnte und Frischluftsuchende mit mir bevölkern. Ich weiß nicht, ob sich auch in „normalen Zeiten“, aber was ist schon normal, so viele Menschen auf den Weg machen, zu Fuß, per Rad, joggend oder wie auch immer…Aber was soll man sonst auch tun, oder besser gesagt, was ist besser und befreiender als Bewegung an der frischen Luft?

In der letzten Zeit habe ich immer mal wieder alle möglichen kreuzende, abzweigende Wege nach alternativen Routen erforscht, mit mehr oder minder Erfolg. Die meisten endeten in Sackgassen oder auf Privatwegen. Aber sie eröffnen neue Perspektiven…für das Auge und den Geist. Und da traf ich eines Tages auf eine Wiese, auf der friedlich Schafe weideten. Ich (er-) fuhr diese neue Strecke dann mehrere Tage lang, bis der Weg, der eigentlich ein privater ist, aber wegen Tannenbaumverkauf zeitweise geöffnet war, seine Tore wieder schloss (es muss zur Erläuterung hinzugefügt werden, dass der Beginn dieses Berichts noch in die Winterzeit fällt, ja so lange ruhte er auf meinem Desktop). Ich beobachtete also fast täglich den Zustand bzw. das Bewegungsprofil der immer während hungrig  scheinenden, dichtbefellten Tiere. Mal standen sie ohne besondere Ordnung verstreut auf der Grünfläche, mal drängten sie sich dicht aneinander, ein anderes Mal waren ihre Hinterteile alle nach Nord-Osten ausgerichtet. Bei näherem Hinsehen bzw. Hinzuziehung anderer, vor allem meteorologischer Aspekte, ergaben sich folgende, laienhafte, aber nicht einer gewissen Logik entbehrenden Rückschlüsse:

Schafe sind soziale Wesen. In übersichtlichen Situationen suchen sie sich individuell ihre Plätze zum fressen und entfernen sich auch schon einmal voneinander.

Bei Regen und vermutlich auch bei Kälte drängen sie sich dicht aneinander, um sich zu schützen und zu wärmen.

Starker Wind veranlasst sie offensichtlich, demselben ihr Hinterteil entgegen zuhalten, nach dem Motto: du kannst uns mal….

Warum ich den Beitrag jetzt noch zu Ende schreibe? Gute Frage: Erstens weil mir meine Beobachtungen über das Verhalten von Schafen erwähnenswert erscheinen für alle nicht so Fauna- bzw. Schafbewanderten. Zweitens, weil Corona den Blick weitet für Dinge, die man sonst wahrscheinlich links liegen ließe. Drittens, weil ich gestern einen Bericht über…. na was wohl …  Schafe sah, der meine Beobachtungen ergänzte.

Um die Ausgangsfrage zu beantworten: Höchstwahrscheinlich frieren Schafe nicht, denn die Natur hat sie mit dem entsprechenden Fellschutz ausgestattet. Der Schäfer berichtete, dass seine Tiere auch im Winter und bei Minusgraden im Freien bleiben. Ich beobachtete allerdings auf „meiner“ Schafweide, dass dort ein nach drei Seiten geschlossenes Fuhrwerk stand, das mit Stroh ausgestattet war und den Schafen offensichtlich als Schutz gegen Kälte und vielleicht Regen diente. Daher meine vorsichtige Formulierung, dass Schafe vermutlich nicht frieren. Wäre für das Überleben auch schwierig. Das Fell ist übrigens sehr dicht und wasserabweisend! Allerdings fällt es bei herannahendem Frühling nicht von alleine aus, sondern muss geschoren werden. So gezüchtet, damit auch die Wolle noch vom Menschen genutzt werden konnte. Heute ist deutsche Wolle gegen chinesische nicht mehr konkurrenzfähig. Das zum Thema, die Chinesen sind überall….

So, und jetzt möchte ich noch auf einige sprachliche Besonderheiten eingehen, die ihr vielleicht – so wie ich – auch noch nicht kanntet:

Den Letzten beißen die Hunde: Ja, dieser Ausdruck kommt – dem Fernsehbericht zufolge – aus der Schafzucht: Schafe werden von Hunden gehütet und die sorgen dafür, dass die Schafe dorthin laufen, wo der Schäfer sie haben möchte. Entfernen oder weigern sie sich, werden sie von den Hunden gejagt und in die Beine gebissen, damit sie parieren.

Seine Schäfchen ins Trockene bringen: Neugeborene Lämmer sind noch nicht durch ein Fell geschützt und müssen deshalb ins Trockene, sprich in den Stall, gebracht werden.

Schafskälte meint einen nicht zwingend jährlich auftretenden mitteleuropäischen Kälteeinbruch zwischen dem 04. und 20. Juni, der die Temperaturen innerhalb weniger Stunden noch einmal rapide absinken lässt und die Schafe, die um diese Zeit bereits geschoren sind, in Gefahr bringt.

Nun ist es geschafft. Vielleicht habe ich euch auch das eine oder andere Neue nahe gebracht, vielleicht euer Wahrnehmung für Schafe geschärft, auf jeden Fall aber eure Aufmerksamkeit für einen Augenblick weg von Corona zu anderen wichtigen Dingen des Lebens gelenkt. Das wäre schööööön!

Bis bald mal wieder

Eure Claudia

Schafe, Flauschig, Bauernhof, Nutztiere, Weiß, Lustig

Trügerisches Sitzgefühl

In Zeiten von Corona – wie oft benutzen wir gerade diesen Ausdruck – nur mal so nebenbei bemerkt – ist der Radius unserer möglichen Erlebnisse ähnlich klein wie der unserer täglichen Bewegungen.

Um mich nicht wieder in die Reihe der Corona-Leugner-Hasser-Leidenden-Gelangweilten-Hinnehmer usw. einzuordnen, heute mal wieder eine kleine neue Geschichte aus meinem wie gesagt nicht gerade ereignisreichen Leben.

Seit Monaten befinde ich mich, wie wahrscheinlich viele von euch, im Home Office, nein, das stimmt so nicht, denn ich bin nicht im Home Office, sondern arbeite mobil. Hört sich erstmal gut an, mobil möchte doch jeder sein! Ich weise aber ausdrücklich auf diese Unterscheidung hin, da sie nicht folgenlos ist: Home Office bringt für den Arbeitgeber mehr Verpflichtungen mit. Er muss z.B. für eine angemessene Ausstattung des Arbeitsplatzes sorgen, heißt Schreibtisch, Stuhl, technische Geräte usw. und sicherstellen, dass u.a. die sicherheitstechnischen und gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Mobile Mitarbeiter*innen haben hingegen nur Anspruch auf die technische Notwendigkeiten, denn, wie der Name schon sagt, arbeitet der Arbeitnehmer/die Arbeitnehmerin mobil und ist bei seiner/ihrer Tätigkeit nicht ortsgebunden. Wäre von Vorteil, denn man könnte, wenn es denn ginge, sich gemütlich in die Ecke seines Stammcafés setzen und von dort aus arbeiten. Tja, könnte, hätte, würde….Ist aber ohnehin eine Illusion zumindest für meinen Arbeitsplatz, da ich häufig per Video mit meinen Kolleg*innen kommuniziere/spreche, was in der Öffentlichkeit nicht so gut ankommt. Aber das sind alles nur Nebenschauplätze.

Wie gesagt, während Schreibtisch, Computer und Bürostuhl bis dahin nur gelegentlich benutzt wurden für die Abwicklung digitaler persönlicher Angelegenheiten und die „Beglückung“ meiner Leserschaft auf WordPress mit neuen Artikeln, was ja durchaus eine sinnstiftende Tätigkeit ist, verbringe ich pandemiebedingt seit Monaten ein gerüttet Maß an Zeit vor besagtem Bildschirm in beruflicher Mission. Da die Pandemie und die daraus erwachsene Notwendigung mobilen Arbeitens bei Anschaffung speziell des Bürostuhls noch in den Sternen stand bzw. sich jeder Vorstellungskraft entzog, spielte der Sitzkomfort im Vergleich zum äußeren Erscheinungsbild des Stuhls eine untergeordnete Rolle. Ich stattete die Sitzfläche noch mit einem Schaffell aus und glaubte, der Bequemlichkeit damit genüge geleistet zu haben. Eine warme Sitzfläche, mehr brauchte ich nicht.

Bis, ja, bis nicht der Frühling, sondern Corona übers Land kam und ich zum Arbeiten zu Hause blieb. Mehr und mehr plagten mich Rücken- und Nackenschmerzen. Ich glaubte den Schuldigen bald gefunden zu haben: meinen Bürostuhl.

Allerdings zögerte ich noch einen nicht unerheblichen Augenblick mit der Anschaffung eines neuen Exemplars, denn – und hier schließt sich der Kreis – die Kosten dafür würden mein Konto belasten. Irgendwann war ich der Schmerzen überdrüssig. Nun befanden wir uns zu der Zeit bereits oder schon wieder in einem halben Lockdown, so dass ich den Besuch eines entsprechenden Fachgeschäfts, vor allem auch nach meinen Erfahrungen in dem allseits bekannten schwedischen Möbelhaus – ich berichtete darüber – vermeiden wollte.

Da ich fand, dass ich auf dem Stuhl in meinem Büro äußerst bequem und schmerzlos stundenlang sitzen konnte, erkundigte ich mich im Betrieb nach Modell und Anschaffungskosten in der Absicht, genau so ein Exemplar online zu bestellen und liefern zu lassen. Ich erhielt leider nur unvollständige Informationen, mit denen ich mich bei der Herstellerfirma bzw. dem Lieferanten meldete und mein Anliegen vortrug. Der Herr war sehr freundlich und hilfsbereit – ich erwähne das ausdrücklich, weil es zu den kleinen Freuden des Alltags gehört, wenn Menschen freundlich zueinander sind. Er machte sich große Mühe, das Modell ausfindig zu machen und gab schließlich die Bestellung auf. Ganz sicher war er sich allerdings nicht, da unsere Firma verschiedene Modelle erworben hatte.

Schon wenige Tage später traf der Stuhl bei mir ein.

Auch hier wieder ein sehr netter Herr, der mir die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten des Stuhls ordnungsgemäß maskiert erläuterte und demonstrierte.

Aber – wir ahnen es schon – ich dachte schon bei der ersten Sitzprobe, dass das nicht der richtige Stuhl sein konnte. So unbequem, hart auf Sitzfläche und im Rücken. Da würde auch kein Schaffell helfen. Wie ich nun mal bin, behielt ich den Stuhl zunächst, um mich vielleicht doch noch „einzusitzen“. Aber es nützte nichts! So ging es nicht.

Es kostete mich erstmal wieder Überwindung – schüchtern wie ich bin – beim Lieferanten anzurufen und mein Unglück zu teilen. Zuvor hatte ich mir aber schon Gedanken gemacht, wie das Problem zu lösen sei. Ich unterbreitete den Vorschlag, ins Büro zu fahren, Fotos von „meinem“ Stuhl zu machen und damit in den Laden zu kommen, um das vermeintlich richtige Modell zu bestellen oder doch ein anderes Modell auszusuchen. Alles kein Problem, sagte der nette Verkäufer. Gesagt, getan.

Als ich dann ins Büro kam, setzte ich mich gleich frohgemut auf meinen Stuhl und erwartete jenes Wohlgefühl, das sich sonst immer sofort einstellte. Aber weit gefehlt. Ihr glaubt es nicht: ich dachte, das kann doch nicht sein. Der Stuhl ist ja gar nicht so bequem! Das konnte doch nicht wahr sein. Dann besah ich den Stuhl genauer und war mir schon fast sicher, dass es sich doch um ein und dasselbe Modell handelte.

Oh, wie peinlich war mir das. Aber da musste ich nun durch. Ich fuhr zum Händler und redete nicht lange drum herum. Er war sooooo freundlich und – man glaubt es nicht – versicherte mir, dass ich nicht die Erste und Einzige sei, der so etwas passiert! Ich habe seitdem viel darüber nachgedacht, wie so etwas zustande kommt. Wirklich erklären kann ich es mir nicht. Ich erinnere mich genau, mit welch entspanntem Gefühl ich mich auf meinen Bürostuhl fallen ließ, wenn ich mal wieder einen Tag vor Ort arbeitete. Und dann dieses völlig andere Empfinden bei mir zu Hause und auch im Büro. Ist die Wahrnehmung tatsächlich so unzuverlässig. Ein Neurologe oder eine Neurologin könnte mir bestimmt eine Erklärung liefern. Vielleicht war die gesamte Situation im Büro entspannter. Ich sitze nicht stundenlang auf meinem Stuhl, sondern laufe auch mal herum, halte ein Pläuschchenen, kopiere usw usf. Zu Hause bin ich allein, stehe kaum auf und bekomme Rückenschmerzen. Tja.

Wie dem auch sei, das Modell wollte ich nun doch nicht zu Hause behalten und wählte ein anderes mit höherer Rückenlehne. Ist für den Rücken an sich nicht so gut, aber dafür achte ich jetzt darauf, dass ich meinen Rücken abseits vom Arbeitsplatz fordere. Und ich denke, nicht der Stuhl ist der Auslöser für die Schmerzen oder nur partiell, sondern der Bewegungsmangel. Diese Erkenntnis war die Sache doch wert!

Viele Grüße vom gar nicht mobilen Arbeitsplatz!

Damit ihr den Gegenstand dieses Artikels vor Augen habt!

Jahresrückblick

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Zeit für einen Rückblick.

Das vergangene Jahr hat uns alle hier in Deutschland und in der ganzen Welt durchgeschüttelt und vor allem uns hier vor Augen geführt, wie zerbrechlich das Leben ist, auf allen Ebenen, wenn uns ein Virus ergreift, für den es ein Leichtes ist, unser ganzes Land und die ganze Welt stillzulegen. Man hat in früheren Jahren bisweilen mit einem leichten Schaudern Filme gesehen, in denen genauso ein Szenario durchgespielt wurde bis hin zur völligen Abriegelung von Orten und Internierung von infizierten Personen. Die Bilder aus China ließen erdachte Szenarien Wirklichkeit werden. Und machen wir uns nichts vor: nichts ist Unmöglich, wenn die Menschheit um ihr Überleben kämpft. Glücklicherweise leben wir in einem Land mit großen finanziellen, materiellen und auch menschlichen Ressourcen, die es uns bislang erlaubt haben, der Krise noch mit weniger harten Maßnahmen zu begegnen und die ganz großen Katastrophen zu verhindern. Aber auch das kann schnell Schnee vor gestern sein, wenn die Einsicht der Menschen in die Notwendigkeit von zeitweisen auch massiven Einschränkungen in die individuelle Bewegungsfreiheit bröckelt oder wie bereits geschehen in offenen Widerstand umschlägt.

Nun scheint – ich sage bewusst scheint – eine solche Entwicklung durch den Beginn der Impfungen zunächst abgewendet. Aber die Pandemie ist damit noch nicht besiegt und allerorten wird Mantra-artig gemahnt, dass wir uns noch in Geduld üben müssen, bis genügend Menschen geimpft werden, um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen.

Das nur noch einmal zur Zusammenfassung der aktuellen Situation. Ohne darauf einzugehen, welche Folgen Corona weltweit und vor allem in den ärmeren Ländern hat! Blick über den Tellerrand ist allemal sinnvoll um sich zu vergegenwärtigen, dass wir uns nach wie vor in einer sehr privilegierten Lage befinden mit dem vergleichsweise funktionsfähigen Gesundheitssystem und finanziellen Abfederungsmaßnahmen.

Aber darum geht es mir nicht in erster Linie in diesem Beitrag. Die Situation ist ja hinlänglich bekannt. Übrigens gibt es immer noch Leute, die sagen, sie würden nicht ausreichend informiert. Ja, Leute, wo lebt ihr denn und wo informiert ihr euch. Ich habe noch nie so viele „zdf oder ARD spezial“ gesehen und auch in den Zeitungen wird täglich über neue Entwicklungen berichtet. Der Punkt ist, dass wir immer noch auf Sicht fahren, weil wir nicht wissen, wie sich die Lage entwickeln wird, zum jetzigen Zeitpunkt im Hinblick auf die Wirkung des zweiten Lockdowns. Aber woran liegt das? Es liegt an dem noch unzureichenden Wissen über die Verbreitungswege des Virus, aber auch und in erster Linie daran, dass Menschen dessen Existenz und Gefährlichkeit leugnen und die erforderlichen Schutzmaßnahmen ignorieren. Ganz klare Sache: die Politik kann sich auf den Kopf stellen und Maßnahmen über Maßnahmen beschließen, wenn die Menschen sich nicht daran halten, wird sich die Lage nicht verbessern, bis genügend Leute geimpft sind, und das wird noch eine ganze Weile dauern. Es ist in einem demokratischen und freiheitlichen Staat wie dem unseren die Verantwortung eines jeden und einer jeden, wie wir aus der Krise möglichst glimpflich herauskommen oder ob gegebenenfalls noch viel schärfere Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Auch das ist nichts Neues, aber ich fürchte, diejenigen, die ich jetzt vor allem meine, fühlen sich nicht angesprochen.

Vor einigen Tagen sah ich ein Video zu diesem Thema, dort fiel ein Satz, der mich sehr berührt hat: Es hieß, die Menschen, die vor einer Situation weglaufen oder in die Aggression nach außen gehen, tun dies, weil sie sich selbst nicht ertragen. Das muss man erst mal sacken lassen. Ja, das ist was dran. Wir sind allesamt doch sehr verunsichert bis verängstigt angesichts der immer noch unübersichtlichen und nicht absehbaren Situation. Wir können nichts planen, sind der Situation mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Das Verdrängen der eigenen Ängste kann dazu führen, dass im Außen Schuldige gesucht werden, so absurd manche Theorien erscheinen, aber das spricht tatsächlich dafür, dass ich mich meinen eigenen Ängsten auf Teufel komm raus nicht stellen will. Das mal dazu. Das ist im Übrigen keine neue Theorie, dass eigene Ängste oder Aggressionen ins Außen projiziert werden. Das kennt doch jeder von uns!

Jetzt zum Jahresende wurde öffentlich viel darüber diskutiert, ob und in welcher Form Weihnachten gefeiert werden könnte und dürfte. Die Politiker hatten wohl gehofft, dass der sogenannte Teillockdown im November die Infektionszahlen soweit zurückdrängen würde, dass Weihnachten Lockerungen in den Kontaktbeschränkungen und Weihnachtsfeiern und -gottesdienste mit entsprechenden Hygienemaßnahmen möglich wären. Es ging natürlich auch darum, Weihnachtseinkäufe zu ermöglichen und dem Einzelhandel die Chance für einen Verlustausgleich zu geben. Das hat nun alles nicht geklappt. Warum? Weil die Politiker und viele Menschen vergeblich gehofft hatten, dass dieses Mal die Vernunft siegen und die Leute sich von sich aus beschränken würden in ihren Kontakten. Keine Ahnung, warum die „Beschwörungen“ der Politiker letztlich wenig gefruchtet haben.

Zurück zu den Weihnachtsgottesdiensten. Wie gesagt habe ich eine solche öffentliche Diskussion um Weihnachtsgottesdienste im Leben noch nicht erlebt! Hat Weihnachten für die Menschen doch eine größere Bedeutung als ich gedacht habe? Ganz ehrlich: mir hat der Gedanke auch weh getan, am Heiligabend nicht in den Gottesdienst gehen zu können. Ich gebe aber auch zu, dass das natürlich auch irgendwie Krokodilstränen sein müssen, denn ich gehöre auch zu den sogenannten U-Boot-Christen, die tatsächlich nur dieses eine Mal im Jahr in die Kirche gehen. Weil es immer so war in meinem Leben? Ja.

Andererseits frage ich mich, warum es angesichts der Pandemie diese große Diskussion um die Gottesdienste gegeben hat. Da muss doch mehr dahinter stecken, als die reine Gewohnheit und der Wunsch, vor der Bescherung zu Hause erst noch mal zur Ruhe zu kommen und sich in Weihnachtsstimmung zu bringen. Ich glaube, dass viele von uns die Pandemie nachdenklich gemacht hat über das, was das Leben ausmacht und das, was uns erfüllt und Sinn gibt. Wir sind durch die Kontaktbeschränkungen und Lockdowns mehr als je zuvor auf uns selbst zurück geworfen worden, konnten nicht mehr vor uns selbst weglaufen und uns z.B. in den Konsum stürzen oder im Außen Ablenkung suchen. Vielleicht ist dadurch wieder der Wunsch nach Gemeinschaft gekommen, sich nahe sein zu können. Man vermisst manche Dinge eben erst dann, wenn man sie nicht mehr hat. Alles war so selbstverständlich in unserem Leben. Was ist von dieser Selbstverständlichkeit geblieben? Haben wir gemerkt, wie sehr wir die anderen brauchen, unsere Familie, Freunde, Arbeitskollegen etc. ? Das wäre doch eine durchaus positive Erkenntnis, wenn sie denn länger anhielte als die Pandemie und unseren Lebensstil und Umgang mit Mitmenschen dauerhaft veränderte. Und uns vielleicht auch die Erkenntnis oder Anerkenntnis brächte, dass das Leben eben sehr „fragil“, zerbrechlich ist, eigentlich jeden Moment am seidenen Faden hängt und entsprechend gewürdigt werden sollte.

Wie das geschieht, ist jedermanns und jeder Frau eigene Sache. Der Glaube ist eine Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben im christlichen Leben, aber eben nur eine.

Für mich haben der unbedingte Fortschrittsglaube, die Illusion von der allumfassenden Macht des menschlichen Intellekts, der ungehemmte Wirtschaftsliberalismus und die Predigt vom ewigen Wachstum eine Leerstelle in der menschlichen Seele hinterlassen, die in dieser Krise augenfälliger denn je geworden ist und uns in o.g. Hilflosigkeit zurück lässt. Finanzielle Sicherheit ist ohne Zweifel wichtig, aber – wir haben diese Erfahrung doch sicher alle schon einmal gemacht – je mehr Wünsche ich mir erfüllen kann, desto fader wird das Gefühl, wenn ich den Gegenstand meines Begehrens in Händen halte.

Da muss es noch etwas anderes geben, das uns erfüllt.

Wenn wir so ins Zweifeln und Hadern geraten sind, ist jetzt die Gelegenheit, das Leben auf den Prüfstand zu stellen und zu schauen, was mich zufrieden und glücklich macht. Gegen alles anzurennen sicher nicht! Wie ich in den Wald hineinrufe, so schallt es heraus, negative Energien rufen negative Energien hervor. Und was um Himmels willen habe ich davon, wenn ich andere Menschen verunglimpfe, angreife oder schlimmeres? Geht es mir danach besser? Und was ändert das?

Wie ist es denn, wenn ich klein anfange, und meinen Mitmenschen häufiger mal ein Lächeln schenke oder ein freundliches Wort. Oder auch Hilfestellung leiste, so wie viele Ehrenamtliche, die sich jetzt engagieren und z. B. für Risikogruppen einkaufen u.ä. Es gibt so viele Möglichkeiten….auch mal für andere da zu sein.

So, ihr lieben Leser…So viel am Stück habe ich schon lange nicht mehr geschrieben, aber irgendwo müssen die vielen Gedanken, die mir so durch den Kopf gehen, ja mal hin. Eigentlich könnte ich fast jeden Tag einen Beitrag schreiben, ginge ich nach der Menge der am Tag oder meistens auch in der Nacht produzierten Gedanken.

Kurzum, ich hoffe, ihr seid bislang gut und vor allem gesund durch die Krise gekommen und nicht zu sehr in negative Gedanken abgerutscht. Reden über das, was einen bewegt, hilft da sicher. Mir und euch dann bestimmt auch. Schreiben geht auch!

Es grüßt euch liebevoll und wünscht euch alles Gute für das kommende Jahr

Claudia

Risikogebiet IKEA

Ich hatte diesen Termin schon einige Zeit im Kopf gehabt, aber heutzutage überlegt man es sich ja gleich mehrfach, ob man oder frau sich unter die Leute wagt, zumindest unter größere Menschenansammlungen mit Virenabsonderungspotential. Daneben der Wunsch nach etwas Normalität, und dazu gehört in meinem Leben, ich gebe es offen zu, ab und an ein Besuch bei IKEA. Nun, pünktlich Anfang August landete der neue Katalog in meinem Briefkasten und lud mich ein, die Neuigkeiten zu durchstöbern. Natürlich gibt es bestimmte Produkte, die regelmäßig meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sofern ich keine größeren Veränderungen an meiner Wohnungseinrichtung vornehmen möchte. Aber dazu später.

Ein Blick in die Vergangenheit darf auch in dieser Geschichte nicht fehlen, dafür ist sie da, die Vergangenheit, dass frau sich erinnert. Dabei kann ich den Zeitpunkt eben in dieser Vergangenheit nicht mehr genau ermitteln, als es in meiner Nähe noch kein IKEA gab. Es mag wohl bald 40 Jahre her sein. Das ist eindeutig der Nachteil dieser Rückblicke. Sie machen mir immer wieder bewusst, wie viel Zeit von damals bis heute schon wieder vergangen ist. Damals, jedenfalls, steuerten wir – ja, zu der Zeit gab es noch ein WIR – also mein Mann und mich, einmal im Jahr das große dänische Möbelhaus in Kamen an. Es hatte jedes Mal etwas von Abenteuer… Vorfreude erfüllte uns auf die schöne neue Möbelwelt, und nach Erledigung der Einkäufe gehörten eine Tasse Kaffee und Kotböller einfach dazu. Der Mensch braucht seine Rituale und wenn es was umsonst gibt, ist man auch gern dabei. Das heißt, ob ich damals schon zur IKEA Family gehörte und jede weitere Tasse Kaffee kostenlos erhielt, weiß ich nicht mehr.

So zierten im Laufe der Jahre je nach Geldbeutel die Regalsysteme Sten (oh, jetzt erinnere ich mich doch nicht mehr genau an den Namen dieser Regale, die vermutlich in erster Linie in Kellerräumen für Ordnung sorgen sollten, aber auch für eine Studentenbude genau das Richtige waren) und später „Billy“ unsere Wohnung. Einige davon haben diversen Umzügen, den Unbilden der Zeit und menschlichen Tragödien – sprich der Auflösung unserer Ehe standgehalten. IKEA for ever!? Zumindest was das Haltbarkeitsdatum angeht….

Nun habe ich also am Samstag vor einer Woche meine ursprünglichen Überlegungen in die Tat umgesetzt, mir als Mitglied vom Stadtteilauto ein „flow car“ ausgeliehen und bin losgefahren. Ich dachte, ja ich habe natürlich darüber nachgedacht, was mich erwarten würde, wie voll es wohl sein könnte an einem Samstagnachmittag und dass der angesichts von Corona würden die Leute wahrscheinlich eher auf einen Besuch verzichten. Nun ja, schon als ich mich dem Parkplatz näherte, schwante mir, dass die Realität meine Vermutungen, die ich gutgläubig oder blauäugig oder einfach, weil ich diesen Ausflug machen wollte, Lügen strafen würde. Es kostete mich einige Umrundungen der Parkplatzreihen, bis ich eine Lücke fand. An normalen Tagen normal, an Corona-Tagen beängstigend. Aber jetzt gab es kein zurück mehr.

Absperrungen verwehrten den Eingang und erforderten die Einreihung in die Schlange der überzähligen Kunden, die auf die Zuteilung einer weißen Chipkarte als Eintrittskarte durch einen orange-bewesteten Ordnungshüter warteten. Offensichtlich war die begrenzte Zahl an Kunden überschritten worden. Keine gute Nachricht.

Der Weg durch die Ausstellungshalle ist schnell beschrieben, so schnell, wie ich sie durchlief, am Ende schweißgebadet ob der schlechten Luft und der vielen Menschen, die sich zeitweise eng aneinander vorbei drängten. Kaum ein Ausharren, kaum ein Blick auf die Möbel, nur der Gedanke, hier möglichst schnell wieder raus zu kommen. Kein Kaffee (ich hatte auch meine Family-Card zu Hause gelassen, noch so’n „Unglück“, aber ehrlich gesagt, nicht mal nach kostenlosem Kaffee stand mir der Sinn…nach diesem Ritt durch die Ausstellung und dann noch konfrontiert mit – wie soll ich das beschreiben – einem Restaurant, das durch die vielen Plastikabschirmungen eher einer Baustelle glich.

Anschließend in den Verkaufsraum. Viele Menschen, viele gestresste Menschen, weinende, schreiende Kinder…wahrscheinlich übertreibe ich, aber so ist es mir im Gedächtnis geblieben. Keine Lust, einzukaufen…diesmal keine Gläser, keine Tassen, keine Bettwäsche, keine Teelichter (letztere habe ich übrigens vollständig aus meinem Einkaufsrepertoire gestrichen, nachdem mir der Zusammenhang mit der Zerstörung von Regenwald und der Herstellung der Teelichter aus Palmöl klar wurde. Manche mögen mich jetzt eine „Ökotante“ schimpfen. Ist mir egal. Ganze 18 Euro habe ich dieses Mal ausgegeben. Minusrekord. Dabei nicht mitgerechnet allerdings einige Mitbringsel aus der Lebensmittel-/Süßwarenabteilungen für liebe Menschen aus meiner Umgebung, die durchweg ihre Adressaten nicht mehr erreicht haben.

Nichts wie raus, war mein einziger Gedanke.

Liebe Menschen, kann gut sein, dass ihr das übertrieben findet. Wahrscheinlich habt ihr damit sogar recht. Aber ich kann und will nicht leugnen, dass Corona mich und mein Verhalten beeinflusst und verändert. Die Sorge, andere Menschen oder insbesondere mir nahe stehende Menschen anstecken zu können oder selbst angesteckt zu werden, ist unterschwelliger oder konkreter Bestandteil meines Lebens. Ich stehe nach wie vor dazu, dass wir keine andere Wahl haben als irgendwie mit dem Virus zu leben, d.h. ihn ernst zu nehmen als das, was er ist und nicht so zu tun, als gäbe es ihn nicht, oder als könnte er mir persönlich nichts anhaben. Nein, das ist eine Illusion. Gut, bei uns sind die Infektionszahlen noch immer gut zu händeln, aber wir erfahren immer wieder, wie schnell die Situation kippen kann. Und meine Frage an all diejenigen, die fragen, wo Corona denn ist, und argumentieren, dass es doch nur ein paar Tote gäbe, für die man das ganze System „schrotten“ würde (so drückte es eine Anti-Corona Demonstrantin kürzlich im Fernsehen aus. All denjenigen, die sich ihrer Freiheit beraubt fühlen, möchte ich einige wenige Fragen stellen und würde mich freuen, wenn ihr sie ernsthaft bedenken würdet:

  1. Was glaubt ihr, warum wir hier im Verhältnis so wenige Tote haben?
  2. Was würdet ihr sagen, wenn IHR plötzlich infiziert würdet und im Krankenhaus kein Beatmungsgerät mehr vorhanden wäre für eure Behandlung?
  3. Was, wenn eure Eltern, Freunde, Großeltern…erkranken und sterben würden?

Könnte das einen Sichtwechsel ermöglichen?

Und dann noch zum Punkt Freiheit: Ja, die Freiheit des Einzelnen ist ein sehr hohes Gut, aber das kann keine grenzenlose Freiheit sein. Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo sie die Freiheit des anderen einschränkt oder er den Anderen schädigt. Das ist und sollte in einem Gemeinwesen so sein. Oder was meint Ihr?

Und was für einen Staat wünscht ihr euch? Wer soll wie regieren? „Gute“ Beispiele haben wir gerade genug auf der Welt. Schaut mal genau hin und überlegt, ob ihr anderswo mehr Freiheit hättet!

Vielleicht habt ihr gedacht, das Fazit meines Berichts wäre nach meinen Schilderungen ein anderes. Nein. Nein.

Ich, wir alle leiden unter dieser Pandemie, auch deshalb, weil Erfahrungswerte fehlen und alle, vor allem auch die Verantwortlichen – Politiker, Wissenschaftler etc. – nach immer neuen Antworten suchen müssen. Die Antworten liegen nicht auf dem Tisch, sie müssen gefunden werden. Es gibt immer wieder Irrtümer, es gibt keine oder wenig Gewissheiten. Das macht Angst, aber das macht uns allen Angst und wir sollten gemeinsam versuchen, bestmöglich mit der Situation umzugehen. Und jeder von uns trägt Verantwortung dafür, wie wir mit der Krise fertig werden. Jeder und Jede!

So, in diesem Sinne noch einen schönen Restsonntag, ihr Lieben….und bleibt gesund!

PS: Das ist ein ganz persönlicher Erfahrungsbericht. Wer immer zu IKEA fahren möchte, soll es tun. Abstand halten und Maske tragen sind auch hier die besten Ratgeber, und vielleicht kann es dann sogar entspannt sein.

Anmerkungen zur „Lage der Nation“

Eigentlich wollte ich heute abend einen Bericht über meinen Urlaub auf Borkum in diesem Jahr schreiben…Und was geschah: auf einmal war ich mitten in der Diskussion und den Blüten, die sie derzeit treibt, über die Corona-Maßnahmen. Nun, dann ist es so. Es war mir offensichtlich wichtiger als Borkum. Die einleitenden Worte – als es noch um Borkum ging – habe ich dann kurzerhand gelöscht und nun geht es weiter mit dem neuen Thema:

Wie alle anderen, kann auch ich nur mutmaßen, warum sich offensichtlich mehr und mehr Leute gegen die Corona-Schutzmaßnahmen auflehnen oder schlimmer noch, ihr Verschwörungssüppchen mit gefährlichen Zutaten und u.U. noch gefährlicheren Konsequenzen kochen. Manche scheinen sich davon Popularität zu erhoffen, die sie anders nicht ergattern können, manche nutzen die Gunst der Stunde, das sogenannte Establishement und damit das ganze demokratische System in Frage zu stellen. Und dann? Was glaubt ihr, was passiert, wenn die einen oder anderen der genannten Gruppen an die Macht kommen? Das kann nur Chaos bedeuten. Bin ich „staatstragend“. In gewisser Weise schon, denn was ohne einen funktionsfähigen Staat passiert, sehen wir jeden Tag in den Medien (s. gerade Libanon). Und was wäre die Alternative zu den jetzt beschlossenen Schutzmaßnahmen? So tun, als gäbe es Corona nicht und alle Maßnahmen in den Wind schreiben, nach dem Motto, ich will meine Freiheit wieder? OK, polemisieren liegt mir eigentlich nicht, aber manchmal frage ich mich schon, wie sehr man die offensichtliche Realität – und wenn nicht in Deutschland, so doch in Amerika, Brasilien usw – ausblendet und fragt, wo ist denn Corona? Es geht natürlich auch immer und ganz bestimmt um die Frage, ob die beschlossenen freiheitsbeschränkenden Maßnahmen tatsächlich der Corona-Bekämpfung dienen und inwieweit sie in der jeweiligen Situation gerechtfertig sind. Das ist für mich eine ganz entscheidende Frage. Und wenn das nicht der Fall ist, dann verliert die Regierung an Vertrauen und was das bedeuten könnte, will ich mir in dieser Situation nicht vorstellen! Ich will hier nicht unterschlagen, dass mich in dieser Hinsicht ein Bericht betroffen gemacht hat, demzufolge die Regierung offensichtlich möglichst unbeobachtet ein Gesetz durchbringen will, das es dem Verfassungsschutz zukünftig erlauben soll, jeden Bürger „auszuhorchen“, d.h. seine digitale Kommunikation mitzuhören und mitzulesen, wenn es ihm opportun erscheint. Eine so weit reichende Überprüfung bedurfte bislang immer noch eines gerichtlichen Beschlusses und konnte nicht vom Verfassungsschutz in Eigenregie durchgeführt werden. Da horche ich allerdings auf und werde mir wieder bewusst, das es nicht reicht, seine Stimme abzugeben und alles andere den Politikern unbesehen zu überlassen, in dem Gefühl, sie werden es schon richten. Nein, Kontrolle ist wichtig und an erster Stelle die Pressefreiheit. Genau die ist nämlich in Gefahr, wenn das o.g. Gesetz in Kraft tritt, denn dann können Informanden nicht mehr geschützt werden (vielleicht ist genau das der Sinn der Maßnahme, dass der Staat oppositionelle oder nur nicht genehme Meinungen und Enthüllungsjournalismus unterbinden will. Also, Holzauge sei wachsam, dass die demokratischen Strukturen und Werte eingehalten werden, denn Macht tendiert nunmal zur Machterhaltung und -erweiterung, so ist das.

Es ist merkwürdig, aber ich kann offensichtlich mit diesem Schwebezustand, mit dem nicht wissen, wie es weitergeht, ganz gut leben. Denn was wollen wir auch anderes tun. Corona ist allgegenwärtig und wird auch in den Medien schon personalisiert: es wartet nur darauf, über uns herzufallen, wenn wir nicht aufpassen. Wie ein kleiner Teufel. Nun, wer weiß, wer uns Corona geschickt hat, sicherlich kein Bill Gates oder die Chinesen – nee, glaube ich nicht – nein, ich stelle hier keine Vermutungen auf . Corona ist eine Zumutung in dem Sinne, dass es von uns Mut und Durchhaltevermögen, aber auch Solidarität erfordert. Es zwingt uns, über unseren Lebensstil nachzudenken und legt lang existierende Versäumnisse wie in den Schlachtbestrieben und an vielen anderen Stellen der Gesellschaft schonungslos offen. Die Gesellschaft wird sich ändern (müssen). Wie das geschieht, entscheiden wir durch unser Verhalten mit.

Wer die Abschaffung des demokratischen Systems und der „Lügenpresse“ fordert, hat m. E. die Geschichte nicht bis zum Ende weiter gedacht, sorry! Oder verweigert den Blick auf die Länder, in denen es schon lange keine Demokratie mehr gibt! Wollen wir das, was wir da sehen?

Also dann akzeptiere ich lieber die auch meine Freiheit beschränkenden Maßnahmen und gestehe denen, die das Land jetzt regieren, zu, dass sie und die Wissenschaftler und alle Beteiligten bisweilen auf Sicht fahren, weil es gar nicht anders geht und Erfahrungswerte erst noch gesammelt werden müssen. Es ist alles nicht schön, aber…denken wir lieber darüber nach, wie wir am besten mit den derzeitigen Herausforderungen fertig werden und unser kreatives Potenzial nutzen.

In diesem Sinne: einen kreativen Sonntag!

Sommersonnenwende

Eigentlich sollte dieser Beitrag schon vor einer Woche, am Tag der Sommersonnenwende (Samstag, 20. Juni) geschrieben werden. So ist das mit den Plänen…

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mit fortschreitendem Alter gewinnt der Verlauf/Lauf der Zeit mehr an Bedeutung, denn sie vergeht, glaubt man den Aussagen der Älteren, zu denen ich jetzt ja auch gehöre, vom Gefühl her schneller. Natürlich kann das nicht sein, aber wir nehmen es so wahr. Eine Begründung dafür hörte ich kürzlich von einem „Fachmann“, der sagte, dass dieses Gefühl auch daher rühre, dass die Tage gleichförmiger vergehen, nicht mehr so viel Neues in unser Leben tritt. Das mag eine Begründung sein und könnte insofern helfen, als man oder frau oder * versucht, den Tagen mehr Inhalt oder auch anderen Inhalt zu geben. In unserem/meinem Leben ist das glücklicherweise noch möglich. So merke ich, wie gut es mir tut, etwas Neues zu erleben, wie z.B. ein Kurztripp nach Wien Anfang dieses Jahres.

Corona hat uns alle nun für eine nicht unbedeutende Zeit auf uns selbst zurückgeworfen und die Möglichkeiten anderer Erfahrungen zeitweise gänzlich unmöglich gemacht. Den meisten von uns wird bewusst geworden sein, wie wichtig zwischenmenschliche Beziehungen sind, Gespräche, Nähe und Berührungen. Wie schmerzlich, meine Freundin nicht umarmen zu können! Wie tief der Reflex, mich anderen zu nähern, wenn ich mit ihnen spreche!

Und Corona hat uns alle wieder einmal und unausweichlich mit unserer eigenen Vergänglichkeit/Sterblichkeit konfrontiert. Die Reaktionen darauf waren und sind – wie wir Menschen auch -unterschiedlich: Die einen haben sich auf sich selbst besonnen, Dinge getan, die lange liegen geblieben waren, so z.B. Altes weggeräumt und für Neues Platz geschaffen. Ich habe in diesem Zuge alte Bilderalben angeschaut, im Keller Unterlagen aus meinem Studium noch einmal gesichtet und mich dann nach langer Zeit von ihnen verabschiedet.

Andere haben mit Wut auf die Freiheitsbeschränkungen reagiert und die Existenz von Corona geleugnet. Bei näherer Betrachtung könnte es sein, dass sie damit die Angst vor dem Tod verdrängt haben. Es könnte sein. Ich stecke da nicht drin. Kürzlich las ich bei einem Psychologen, dass die Angst vor dem Tod die größte Angst des Menschen ist. Leuchtet mir ein, denn was könnte uns noch größere Angst machen, als das Verschwinden von dieser Erde, dieses unvorstellbare Verschwinden…und der Psychologe weiter – das hört man auch immer wieder – die Endlichkeit des Daseins kann Motor sein, sein Leben neu zu gestalten und ihm einen „Sinn“ zu geben.

Letzte Woche war ich mit meinem Sohn in Münster und habe ihm vorgeschlagen, zwei meiner Wohnstätten aus meiner Studienzeit aufzusuchen. Ich war überrascht, dass er damit einverstanden war, denn schließlich hat er mit dieser Zeit nichts zu tun. So sind wir zuerst bei meiner Studentenunterkunft vorbei gefahren. Ich war dort vor einigen Jahren schon einmal mit meiner Freundin gewesen, die früher auch mal in Münster gearbeitet hatte. Damals stand der Name meines Vermieters noch auf der Klingel, aber ich habe mich nicht getraut, zu klingeln. Nun, das Verhältnis war nicht das Beste gewesen, oder, naja neutral. Der Mann musste jetzt auch schon ziemlich alt sein. Nun kamen wir also wieder an dem Haus an. Immer noch der Name an der Tür. Im Erdgeschoss ein großes Durcheinander in allen sichtbaren Zimmer. Eine junge Frau in der Küche über Papier gebeugt und kopfschüttelnd. Ich vermutete, dass es sich um die Tochter oder eine Familienangehörige handelte und der Hausherr verstorben war. Daher sprach ich die Frau auch nicht durch das offene Fenster an. Wieder zu Hause konsultierte ich das Internet und stellte fest, dass der Vermieter schon 2013 verstorben war, also schon Jahre vor meinem ersten Besuch. Das Haus musste so lange leer gestanden haben.

Eigentlich ist das auch nicht mehr wichtig. Wie gesagt, sympathisch war er mir damals nicht gewesen. Aber das Haus ist untrennbar mit meinem Leben damals verbunden. Und es ist sage und schreibe 40 Jahre her. Kaum zu glauben. Jetzt kommt noch hinzu, dass ich im vergangenen Jahr im Internet nach meiner damaligen Mitbewohnerin und Freundin gesucht habe, die ich seit langem aus den Augen verloren hatte. Und ich musste feststellen, dass sie im Alter von 63 Jahren verstorben war. Wir können der Auseinandersetzung mit dem Tod irgendwann nicht mehr aus dem Weg gehen, wenn immer mehr Menschen aus unserer Familie und unserem Umfeld plötzlich nicht mehr da sind. Natürlich ist das normal und folgerichtet und notwendig, geschenkt, aber was macht das mit dir und mir?

Daher auch der Titel dieses Beitrags: Sommersonnenwende. Jetzt werden die Tage wieder kürzer. Im Dezember sehne ich immer den Moment der Wintersonnenwende herbei, wenn die Tage langsam aber sicher wieder länger werden und das Leben neu beginnt. Licht ist mit Hoffnung verbunden, in meiner Vorstellung. Und jetzt erneut die Wende. Es geht nichts an diesem Kreislauf vorbei und so lange uns statistisch noch eine lange Zeit zur Verfügung steht, ist das auch kein größeres Problem, denn nach Regen kommt wieder Sonne und auf den Winter folgt der Frühling.

Das Prinzip des Kommens und Gehens durchzieht unsere Existenz und schlägt sich in unserer Sprache und Wahrnehmung wieder:

Auf Regen folgt Sonnenschein

Morgen kommt ein neuer Himme (Romantitel)

Stirb und Werde (Roman von André Gide)

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! (Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse)

Allen diesen Weisheiten ist gemein, dass das Leben von uns auch immer wieder Abschiede fordert, damit Neues entstehen kann. Ein Leben ohne Sterben gibt es nicht, auch wenn wir es gerne hätten. Oder vielleicht auch nicht. Zum Beispiel neigt sich meine Berufstätigkeit so langsam dem Ende zu. Es ist einerseits traurig, weil ich meine Arbeit immer gerne gemacht habe, aber auch meine langjährigen Kolleg*nnen gehen nach und nach und junge Leute drängen nach. Dann möchte ich irgendwann auch nicht mehr bleiben. Alles schön und gut, ich kann mir ein Leben ohne Berufstätigkeit inzwischen vorstellen, aber das ist ja nicht alles. Das soziale Umfeld ändert sich, die körperliche und geistige Belastbarkeit lässt nach und was kommt dann noch?

Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf. Immer wieder. Und mal ehrlich, irgendwie steht auch der Gedanke dahinter, was von mir bleibt, was von dir bleibt. Ganz intensiv habe ich das beim Tod meiner Mutter empfunden, weil ich da ganz direkt miterlebt habe, dass eben nichts bleibt, außer ein paar Erinnerungsstücke, Bilder…Das Haus stand plötzlich leer, es hatte seine Seele verloren. Es wurde ausgeräumt, der Hausrat verkauft und schließlich wurde das Haus verkauft und abgerissen. Es tat so weh, auch wenn ich dort schon lange nicht mehr gewohnt hatte. Aber in den letzten Jahren, bevor meine Mutter ins Altersheim kam, war ich am Wochenende oft dort gewesen und hatte viele schöne Stunden mir ihr verbracht, war mit ihr zum Kaffeetrinken in die Stadt gefahren und hatte ihr den Garten gemacht, ich, die ich zuvor mit Gartenarbeit nie etwas am Hut gehabt hatte. Aber meiner Mutter war es wichtig gewesen, dass alles in Ordnung gehalten wurde, und so habe sogar ich Spaß daran gefunden. Alle diese Erinnerungen hingen auch an diesem Haus…

Abschied nehmen. Auf das es gelingt!

Abschied nehmen und sich trotzdem für Neues öffnen, immer wieder aufs Neue, solange es irgend geht.

Für sich selbst und andere etwas Sinnvolles zu tun: z.B. Schutzmasken nähen….irgendwas geht (fast) immer.

Oder Texte schreiben und anderen die eigenen Erfahrungen mitteilen und vielleicht zum Nachdenken oder Lachen bringen!

So, ihr Lieben, die Sommersonnenwende hat mal wieder alle diese Gedanken an die Oberfläche gespült. Aber gestern war ich nach langer Zeit mal wieder mit meiner Freundin abends in der Stadt und wir haben die abendliche, ausgelassene Stimmung genossen!

Also, schafft euch schöne Erlebnisse!

Eure Claudia

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Sonntags unterwegs in Corona-zeiten

Nun, wie geht es Euch mit Corona? Resigniert, frustriert, trotzdem fröhlich, sorgenvoll, wütend? Alles ist möglich, die ganze Bandbreite von Gefühlen. Im Moment drängen sich die Sorgen um die wirtschaftliche Existenz vieler von uns in den Vordergrund, nachdem sich die gesundheitliche Situation auf ein wenn auch sehr fragiles, aber händelbares Maß eingependelt hat. Alles hängt auch und in erster Linie davon ab, wie verantwortlich wir alle mit den Sicherheitsvorkehrungen umgehen und uns danach richten. Ich fühle , soweit ich die Situation überhaupt nachvollziehen kann, mit den vielen betroffenen Unternehmern und Arbeitnehmern mit, und hoffe, dass eine allmähliche Wiederaufnahme des wirtschaftlichen Lebens gelingt. Scheitern oder Erfolg wirken sich schließlich auf das gesamte gesellschaftliche Leben, sprich auf uns alle aus.

Jetzt zum Thema Masken. Gestern wurde ich schon gleich von einem Mitarbeiter des Supermarktes, in dem ich häufig einkaufen gehe, am Eingang danach gefragt, wo meine Maske sei (ganz freundlich, vielleicht wollte er mich auch nur necken, das macht er öfter). Ich fühlte mich ertappt (war ich doch der Meinung, die Maskenpflicht gelte erst ab kommenden Montag), konnte eben diese Maske aber sogleich aus meiner Tasche ziehen und mich damit bewehren. Für mich ist das absolut in Ordnung und notwendig, wenn wir nicht wieder in schlechtere Infizierungszahlen zurückfallen wollen!

Eine Maske zu tragen, finde ich – wie viele andere sicher auch – nicht unbedingt bequem und angenehm, aber sie gibt mir auch ein gewisses Gefühl der Sicherheit, vorausgesetzt, sie wird von allen anderen auch angelegt. Das ist das geringste Problem. Es gibt so viele verschiedene Modelle und nicht alle sind gleich geeignet. Da heißt es auch ein wenig ausprobieren. Selber nähen hatte ich ja schon ziemlich zu Anfang der Debatte wegen mangelnder Erfolgsaussichten für mich ausgeschlossen.

Das andere ist die soziale Isolation, unter der wir alle leiden. Daran hat sich bisher auch wenig geändert. Immerhin treffe ich mich inzwischen mit meiner Freundin sonntags zu einer Radtour mit anschließendem Kaffeetrinken auf einer Parkbank mit entsprechendem Abstand, versteht sich. Mit einem Kaffee to go (ich habe was gegen diesen ganzen Müll, aber da die Bäckerei, in der wir den Kaffee erwerben, aus hygienischen Gründen keine mitgebrachten Porzellanbecher akzeptiert, was angesichtes der Infektionsgefahr aktuell einsichtig ist, gehe ich schlechten Gewissens über diesbezügliche Bedenken hinweg). Es ist uns einfach sehr wichtig, dass wir uns auch physisch begegnen und miteinander sprechen können, und der Kaffee gibt uns das Gefühl von ein ganz bisschen Normalität. Bei Telefonaten geht so viel verloren an Vertrautheit. Dabei muss ich immer wieder an die Menschen in den Altersheimen denken, die ihre Verwandten nicht sehen und fühlen können. Was für ein Elend. Ob meine Mutter das damals verstanden hätte? Ich glaube nicht und ich glaube auch nicht, dass sie es überstanden hätte, von ihren Töchtern so ganz getrennt zu sein.

Und jetzt möchte ich Euch schildern, wie mein Ausflug von letzter Woche Sonntag, den ich allein unternommen habe, verlaufen ist. Er steht, denke ich, symptomatisch für die allgemeine Situation.

Ich hatte mich entschlossen, nach langer Zeit mal wieder in ein beliebtes Naherholungsgebiet zu radeln. Das Internet gab mir keine klare Antwort auf die Frage, ob das an einem See gelegene Café in irgendeiner Weise geöffnet sein würde. Trotzdem machte ich mich auf den Weg. Es geht schließlich in erster Linie um die Bewegung an der frischen Lust, um den Kopf durchzublasen und trübe Gedanken zu verscheuchen. Es waren allerhand Menschen unterwes zum See und dort angekommen, fand ich sie allerorten auf den wenigen Bänken oder im Gras sitzend vor.

Und: das Café hatte geöffnet im Notbetrieb, d.h. die Räumlichkeiten waren natürlich geschlossen, aber es gab einen Außer Haus-Verkauf mit Getränken, Kuchen und ein, zwei kleinen Speisen. Ohhhh, wie schön!

Draußen standen mehrere Schilder mit Verhaltensregeln, die ich studierte. Eins davon besagte, dass man seine Bestellung per Telefon aufgeben sollte. Fragezeichen in meinem Kopf. Ich stand direkt vor dem Café und sollte telefonisch bestellen. Erst nachdenken…Wahrscheinlich, damit die Kontakte am Verkaufsschalter so gering und kurz wie möglich gehalten werden konnten. Da kam mir ein Mann mit einem dicken Stück Kuchen entgegen und ich fragte ihn, ob er auch telefonisch bestellt hätte. Er verneinte und meinte, er sei erst auf der Toilette gewesen und hätte dann direkt bestellt. Gut. Das machte ich dann auch, ich meine bestellen. Eigentlich wollte ich nur einen Cappuccino trinken, aber der Mitarbeiter pries die selbstgebackene Käsesahnetorte in den höchsten Tönen an (so habe ich es jedenfalls wahrgenommen), dass ich ein Stück dazu bestellte: Cappuccino im Pappbecker, Torte auf Papptablett, das Ganze zum Abtransportieren auf Kellnertablett. Zum allgemeinen Erscheinungsbild: Die Zuwegung zum Café war mit den jetzt überall aufleuchtenden rot-weißen Bändern zu den sonstigen Sitzplätzen abgesperrt. Ich ging den Weg herunter und setzte mich am Ende auch die Steine, die den Weg begrenzen. Die einzige verfügbare Bank in angemessener Nähe war besetzt. Wie es nun eigentlich geschehen konnte, weiß ich nicht, jedenfalls verlor die Käsesahnetorte auf dem Papptablett ihr Gleichgewicht und kippte zur Seite. Geistesgewärtig griff meine freie Hand zu und unter die Sahnetorte! Da stand ich nun: Tablett in der einen Hand, Käsesahnetorte in der anderen. Aber was für ein Glück, denn die Torte war gerettet. Vorsichtig beförderte ich sie zurück auf ihre Unterlage, nicht ohne Schäden an der äußeren Erscheinung, aber eben essbar. Ich gestehe, ich konnte nicht widerstehen und leckte die Reste auf meiner Hand kurzerhand und weggedreht von übrigen Publikum ab. Was sollte ich auch sonst machen.

Es dauerte nicht lange und eine ebenfalls ältere Frau näherte sich. Auch sie studierte die diversen Hinweisschilder und murmelte in sich hinein, dass sie kein Telefon dabei hätte. Schließlich fragte sich mich, ob ich per Telefon bestellt hätte, was ich verneinte. Nach einer Weile kam sie mit Kaffee und gebackenem Käsekuchen wieder. Vielleicht hatte sie geahnt, dass das mit der Beförderung von Sahnetorte schwierig werden konnte. Nun wusste sie nicht so recht, wo sie sich hinsetzen sollte und schaute sich hilfesuchend um. Dann kam sie auf mich zu und meinte, dann würde sie sich zu mir setzen. Ich neigte meinen Oberkörper instinktiv weit nach hinten, den Kuchen in meiner Hand wohl beobachtend, und bat sie, sich doch weiter weg etwas zu suchen. Schließlich nahm sie direkt gegenüber auf der anderen Seite der Mauer Platz. So mampften wir nun endlich in Ruhe jede ihren Kuchen. Derweil beobachtet ich eine Szene, die sich auf dem Spazierweg unterhalb des Cafés ereignete. Da stand ein älteres Ehepaar an seinen Fahrrädern und machte sich dort zu schaffen. Ein kleiner Hund wuselte um sie herum. Ein anderes Paar ging vorbei – ich habe nicht genau gesehen, was passiert ist, aber ich vermute, der vorbeigehende Herr hat den kleinen Hund übersehen und angerempelt, ohne dass letzterer große Verletzungen davon getragen zu haben schien, soweit ich es beurteilen konnte. Jedenfalls blökte die Hundebesitzerin den Herrn an. Der wusste gar nicht, wie ihm geschah, ging ein paar Schritte weiter und blökte zurück. Dann kam aus der Gegenrichtung ein anderer älterer Herr mit einer jüngeren Frau in Begleitung vorbei und meinte, ob es denn wohl nötig wäre, in den ohnehin schwierigen Zeiten so einen Aufstand zu machen. Oh, das hätte er besser gelassen. Die Frau begann, ihn wirklich unflätig zu beschimpfen und hinterher zu rufen. Nur ein Auszug: ich würde dem Arschloch am liebsten in den Hintern treten. Ihr Begleiter sagte dazu nichts. Der ältere Herr war etwas überrascht über diese Reaktion und bekam auch wohl etwas Angst. Mann, Frau und Hund verließen den Ort. Kurze Zeit später kam der ältere Herr wieder zurück und wollte sich im Café etwas kaufen bzw. für seine Tochter und die Enkelkinder, die ich jetzt auch wahrnahm. Er fragte mich, wie das Verfahren wäre und verschwand Richtung Verkaufsstand. Zurück, jeder mit einem Eis in der Hand, machte der Herr mich und die andere Frau auf den Steinen darauf aufmerksam, dass es verboten sei, sich dort hinzusetzen, da ein Schild verlange, dass man 50m Abstand halten müssen beim Verzehr seiner Speisen. Weder ich noch die Frau hatten dieses Schild gesehen. Formal gesehen hatte der Herr wohl recht, aber in diesem Fall entschieden wir uns, dort sitzen zu bleiben, denn wo sollten wir hin und wir blieben in angemessenem Abstand sowohl vom Verkaufsstand als auch von den zirkulierenden Menschen. Der ältere Herr insistierte noch ein oder zweimal. Letztlich ging er mit dem Hinweis, dass er uns aber nicht verraten würde! Na, wer weiß?

Gerade noch hatte er sich über das übergriffige Verhalten der Dame mit dem Hund beschwert, nun betätigte er sich in gleicher Weise als Wärter der öffentlichen Ordnung. Sei’s drum. Kaffee und Kuchen haben in der Sonne hervorragend geschmeckt und ich habe mir den Tag nicht verderben lassen….

Wie der alte Mann so treffend gesagt hatte: muss man sich in ohnehin schon schwierigen Zeiten auch noch so aufregen und vor allem so unfreundlich sein. Eigentlich sind doch Toleranz und Solidarität gefragt. Ja, so sind wir Menschen eben.

Ich vermute, Ihr werdet ähnliche Szenen erleben. Viele Menschen sind angespannt oder einfach auf Krawall gebürstet, weil sie mit der Situation nicht klar kommen. Aber es ist für uns alle nicht einfach! Und beleidigen lassen muss man sich sowieso schon nicht.

Also, immer schon freundlich bleiben.

Eure Claudia

Käsesahnetorte

Darf ich auch mal traurig sein?

In den letzten Wochen sprießen allerorten Artikel, Videos, Podcasts zum Thema Corona aus dem Boden, nicht zuletzt, weil wir alle mehr oder weniger in Quarantäne leben und der Kontakt mit der Außenwelt sich auf ein Minimum beschränkt muss. Was das mit uns macht, wird überall spürpar, so auch in dem Bedürfnis, sich irgendwie mitzuteilen. Nichts, was vordem selbstverständlich war, hat noch Bestand. Sagen wir, was für uns hier selbstverständlich war: Einkaufen, Shoppen, kulturelle Veranstaltungen, im Café sitzen, Arztbesuche, zur Arbeit gehen usw. usf. Alles, was unser Leben ausgemacht hat, oder was wir dafür gehalten haben.

So habe ich mit mehreren meiner FreundInnen zumindest telefoniert, um zu hören, wie es ihnen gerade ergeht. Und es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie groß die Bandbreite der möglichen Reaktionen ist: Die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, sind alle nicht mehr ganz jung – so zwischen 70 und 90 – aber alle haben sie ihre ganz persönliche Sicht auf die Dinge, die von Verzweiflung über die Situation und im wahrsten Wortsinn Mitleiden mit den betroffenen Mitmenschen über ein fast stoisches Annehmen der Lage bis hin zu kreativen Ideen der Freizeitgestaltung und Kontaktpflege per Computer reichen. Ich bin irgendwo in der Mitte.

Gut so, wenn wir erfinderisch werden und versuchen, die Situation irgendwie zu meistern (nun nicht gerade, in dem wir uns auf ein Warentransportband setzen und auf dem Kauf von Toilettenpapierpaketen bestehen – ich berichtete darüber).

Gut so, wenn wir ein Auge auf die Nachbarn und Feunde haben und schauen, wie es ihnen geht und ob wir etwas für sie tun können. Das ist überhaupt das Beste, was wir tun können. Dann besteht weniger die Gefahr, dass wir in Depression abgleiten. Tun ist besser als leiden.

Gutes Wetter empfiehlt sich immer für einen Spaziergang oder eine Radtour. Morgendliche Gymnastik mit dem Bayerischen Rundfunk bringt den Kreislauf in Schwung und strukturiert auch schon den morgen (morgens von 07:20 – 7:35 Uhr und von 08:30 – 08:45 Uhr mit verschiedenen Angeboten, nachzuschauen unter Tele-Gym).

Ich war schon drauf und dran, selbst zur Tat zu schreiten und mir meinen eigenen Mund-Schutz zu nähen, war dann aber doch ganz froh, als ich professionell genähte Exemplare in der Apotheke ergatterte, deren Erlös überdies dem hiesigen Kinderhospizverein zugute kommt (!). Froh deshalb, weil die Aktion mir vermutlich keine Freude gebracht hätte mit meinen rudimentären Nähkenntnissen und meiner sprichwörtlichen Ungeduld bei kleinteiligem Arbeiten. Also dann besser Frustvermeidung.

Wie gesagt, ich irgendwo immer in der Mitte zwischen Optimismus und depressiver Verstimmung. Depressiv, wenn ich sehe, dass es so vielen anderen Menschen noch viel schlechter geht als mir (mir geht es eigentlich überhaupt nicht schlecht: ich habe zu essen, ein Dach über dem Kopf, eine Arbeit und bin nicht infiziert). Wütend, wenn ich bestimmte Politiker höre und sehe, die die Pandemie erst runterreden und jetzt Gott und der Welt die Schuld daran geben und denen es offensichtlich egal ist, wenn tausende von Menschen sterben müssen. Wütend auch, wenn im Netz Menschen unqualifiziert fordern, mit dem ganzen „Quatsch“ sprich Eindämmungsmaßnahmen aufzuhören und sich lauthals darüber beschweren, dass sie anschließend die Zeche werden zahlen müssen. Klar, dass da einiges auf uns zukommt, aber ich wünsche diesen Leuten wirklich nicht, dass sie sich infizieren und dann in eine heillos überfüllte Klinik mit überfordertem Personal eingeliefert werden. Denken die Leute über sowas nicht nach? Heute hat doch tatsächlich jemand gepostet, dass man die Angst vor dem Virus ( mit Totenkopf) nicht über die Angst vor dem wirtschaftlichen Niedergang (wieder mit Totenkopf) stellen sollte. Ich kann die existentielle Angst vieler Unternehmer (ich weiß nicht, ob es sich um einen Unternehmer gehandelt hat) sehr gut verstehen, aber die wirtschaftlichen Interessen über das Leben vieler Menschen zu stellen, geht mir doch zu weit. Oder meint derjenige, dass er nicht zur Risikogruppe gehört und dass man die Alten ruhig opfern kann? Ich weiß es nicht. Man muss die Sachen auch zu Ende denken. Zumindest fehlen mir dann Vorschläge, wie man mit der Situation anders umgehen soll.Das ist der depressive und zornige Part in mir.

Und dann ist da manchmal auch Trauer. Worüber kann ich nicht so genau sagen, aber ich glaube, der Mangel an persönlicher Begegnung und Gesprächen macht mir am meisten zu schaffen. Wahrscheinlich geht es vielen von euch genauso!? Alles andere ist für mich irgendwie verzichtbar, sofern es nicht um die Existenzsicherung geht, aber das: das Gespräch, das sich nahe sein, das fehlt mir. Und das ist auch wieder einmal die entscheidende Frage: was ist wirklich von Bedeutung? Die Zeit, die wir sonst mit allerhand Aktivitäten füllen, ist jetzt manchmal beängstigend leer und zwingt zum Nachdenken. Oder es wird uns bewusst, dass das Leben, so wie wir es führen, „leer“ ist, dass es ihm an „Sinn“ fehlt. Das kann dazu führen, dass wir daran verzweifeln, dass wir agressiv werden und anderen die Schuld an der Misere geben oder unser Leben auf den Prüfstand und auf tragfähigere Füße stellen. Alles ist möglich. Letztlich haben wir als im Prinzip vernunftbegabte Wesen die Wahl, in welche Richtung wir gegen wollen.

Ja. ich gestehe mir in diesen Zeiten zu, traurig zu sein, die Trauer auch nicht zu verdrängen, sondern ihr auf den Grund zu gehen und zu schauen, was sie mir sagen will. Das ist nicht immer leicht, denn sie könnte mir sagen, dass in meinem Leben etwas nicht stimmt, dass ich die Priotitäten falsch setze und dann wird es ernst. Jetzt, in diesen unsicheren Zeiten, wird der Ruf der Seele – so will ich es mal für mich persönlich nennen – lauter und lässt sich nicht so einfach zudecken.

Ja mal schauen. Gegenwärtig ist von allem was dabei, was das Gefühlsleben so bietet.

Ich wünsche euch allen alles Gute….haltet die Ohren steif und die Augen offen füreinander, für Neues, Bewährtes, Tragendes und Schönes!

Ausflug ins Unbekannte in Corona-Zeiten

Freitagnachmittag. Strahlender Sonnenschein. Kein Wölkchen trübt den Himmel über mir. Kein Grund mehr, zu Hause zu bleiben, um Corona nicht zu begegnen. Denn an der frischen Luft fühlt er sich nicht wohl. Wird einfach weggeweht und zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Also, raus mit dem Fahrradesel, Helm auf und los geht’s. Ach, diese Idee haben heute auch noch andere Leute. Es ist viel los auf dem „Feldweg“ neben den Gleisen. Mehr als derzeit auf der Autobahn, vermute ich. Fußgängerduos, Radler, Jogger, Familien mit Kindern. Endlich draußen, endlich Bewegung.

Ich mitten dazwischen. Wird manchmal schon schwierig, den erforderliche Abstand zu halten. Man glaubt es nicht. Aber isso. Kann ich ja verstehen, bin ja auch da bei. Endlich mal wieder ein bisschen Leben und wahrhaftige, echte Menschen.

Zunächst fahre ich durch einige Straßen meines Stadtteils, der „Wüste“, die ihren Namen ihrer früheren Beschaffenheit als Niedermoor und deshalb unbewohnbar (plattdeutsch „woest“) verdankt. Am Freibad „Moskau“ vorbei, (die Herkunft des Namens ist umstritten, eine mögliche Variante ist, dass sich dort schon im 19. Jh. ein Kaffeehaus mit dem Namen „Wüste“ befunden haben soll) unter der Eisenbahnbrücke hindurch, biege ich rechts ab und folge der Feldstraße jenseits der Bahngleise Richtung Burenkamp. Hier beginnt der erste steilere Anstieg auf dem ansonsten recht flachen Gelände und bringt mich schon etwas ins Schwitzen. Aber so soll es sein. Zur Rechten passiere ich die Kleingartensiedlung „Deutsche Scholle“ (aus welcher Zeit dieser Begriff wohl stammt?), wo die Einhaltung des Kontaktverbots außer Kraft gesetzt zu sein scheint. Nein, Familienaufläufe sind gestattet. Weiter gehts vorbei an Wiesen, auf denen Ziegen, Schafe und schottische Hochlandrinder mit ihrem Nachwuchs grasen oder sich sonnen.

Und schon geht es wieder bergauf Richtung Stadtteil Sutthausen. Ein bisschen neidisch bin ich immer noch auf die Radfahrer, die scheinbar mühelos jede Steigung meistern, aber natürlich im Gegensatz zu den wenigen „echten“ Radfahrgranaten mit Hilfsmotor.

Nach dem Anstieg überquere ich die Autobahnbrücke und überlege, dass ich vielleicht eine Abkürzung nehmen sollte, denn der Wind bläst mir doch recht heftig und unangenehm ins Gesicht. Mir war schon mehrfach ein Waldweg aufgefallen, der nach meiner Einschätzung genau so eine Abkürzung bzw. Halbierung des Weges bieten könnte. Nun muss man wissen, dass ich nicht unbedingt zu den Abenteurern gehöre. Aber manchmal packt es mich doch und ich muss die ausgetretenden Pfade verlassen und Neuland erkunden. Man muss außerdem wissen, dass ich vor vielen Jahren bereits einmal eine Abkürzung gedacht hatte gefunden zu haben…was gründlich schief gegangen ist und einen weiteren Beitrag wert wäre. Nun ist mir gerade bewusst geworden, warum der damalige Versuch u.a. mißglückt bzw. in die Hose gegangen ist: das Gelände gehört wohl noch zu den Ausläufern des oben genannten Niedermoors, wobei dieser Teil noch nicht trockengelegt ist. Ihr versteht.

Aber, wie gesagt, manchmal reitet mich der Teufel oder sonst was und ich bog in den Waldweg ein. Allerdings befanden sich noch andere Personen – Fußgänger – auf demselben, so dass ich davon ausging, dass selbige sich ja wohl auskennen würden. Ein Stückchen war der Weg gut befestigt, dann ging er in einen Trampelpfad und/oder Weg für Waldfahrzeuge über. Aber immer noch befahrbare Spuren, die immer tiefer wurden, die sich mit Wasser füllten oder notdürftig mit Kies verfüllt waren. Noch hielt ich mich wacker im Sattel.

Ermutigt wurde ich durch zwei schnittige, auch nicht mehr ganz junge Rennradfahrer im zünftigen grün-gelben Outfit, die mich freundlich grüßend überholten. Dann schaffe ich das auch, dachte ich vollmundig. Der Weg wurde zusehends beschwerlich und ich legte eine kurze Pause ein, um ein Foto zu schießen von diesem ursprünglichen Stück Wald.

Ganz weit vorne erkannte ich einen der Radrennfahrer, der offensichtlich dort stand und in meine Richtung blickte und fragte mich, ob sie auch eine Pause eingelegt hatten. Dann fuhr ich weiter bzw. irgendwann wechselte ich zwischen Schieben und Fahren, je nach Untergrund. Nach einiger Zeit kamen mir die beiden Radfahrer wieder entgegen und warnten mich, dass es dort hinten nicht weiter ginge… Achja. Offensichtlich waren sie genauso blauäugig wie ich ihrer Abenteuerlust gefolgt und ebenso reingefallen. So ist das, wenn man sich auf den Augenschein verlässt.

Das war für mich natürlich das Signal, ebenfalls umzukehren. Ich war ausgesprochen froh, als mir die ersten Fußgänger begegneten und ich wieder festen Grund unter die Räder bekam!

So endete dieser Ausflug und Anflug von Abenteurlust bis auf das Schlammbad, das mein Fahrrad genommen hat, ohne weiteren Schäden, und ich kehrte erschöpft aber doch glücklich und stolz, dass ich diese Prüfung bestanden hatte, nach Hause zurück.

Auf jeden Fall – ich hoffe, ich erinnere mich das nächste Mal an dieses Versprechen – folge ich nie mehr blindlings irgendwelchen Leuten……mögen sie auch noch so nett aussehen.

Viele Grüße aus dem Exil

Claudia

Zwischenruf – warum die Frage nach dem „WANN“ nicht weiterhilft…

Immer wieder und auf allen Kanälen wird tagtäglich von Journalisten, Moderatoren und in der Bevölkerung die Frage gestellt, wie lange die Sicherheitsvorkehrungen sprich Corona-Eindämmungsmaßnahmen einschließlich Ausgehverboten noch anhalten werden.

Dabei liegt doch alles auf der Hand: die vor circa einer Wocher beschlossenen rigiden Maßnahmen wie Schließung fast aller Geschäfte, Rezudierung der persönlichen Kontakte auf ein Minimum bis hin zum Kontaktverbot zu bestimmten Risikogruppen brauchen eine Weile, bis sie zum Tragen kommen, genau gesagt, erst Mitte der kommenden Woche wird sich an den Infektionszahlen zeigen, ob die Maßnahmen greifen. Bis dahin erübrigt sich jede weitere Spekulation. Dann wird abzuwarten bleiben, ob ein von uns allen erhoffter und notwendiger Rückgang sich als stabil und kontinuierlich erweist. Auch das braucht Zeit. Zeit, die sich nur dadurch beeinflussen lässt, dass wir alle uns weiter und konsequent an die Maßnahmen halten und nicht beginnen, diese langsam wieder zu lockern, weil die Infektionszahlen zurückgehen. Das wäre fatal, wie sich jeder vernünftig denkende Mensch ausrechnen kann.

Das Datum 20. April als nächster Prüftermin basiert auf dem oben dargestellten Szenario. Sollten die Zahlen nicht sinken, wird neu überlegt, ob die Maßnahmen nicht noch schärfer werden müssen, denn wir haben keine andere Chance, die Pandemie einigermaßen in Schach zu halten und so eine Verlangsamung der Infektionen und eine vernünftige Behandlung der Infizierten zu gewährleisten. Sonst bekommen wir hier bei uns auch italienische oder spanische oder amerikanische oder oder …Verhältnisse, die sich sicherlich niemand wünscht. Und: Jeder kann sich infizieren, und jeder kann sich schwer infizieren!

Das sind die Fakten. Fakten, die im Moment einfach nicht konkreter sein können, weil der Corona-Virus und seine Auswirkungen noch zu unerforscht sind, um weitere Prognosen abgeben zu können. Wir fahren – wie so schön gesagt wird -auf Sicht.

Da macht es keinen Sinn, auch seitens gewisser Politiker und Journalisten, die Frage aufzuwerfen, ob die Maßnahmen auch früher beendet werden können. Es macht einfach keinen Sinn, mehr noch: es verunsichert die Bevölkerung! Und das macht nicht nur keinen Sinn, sondern ist m.E. gefährlich, denn es verunsichter nicht nur sondern suggeriert, dass die Maßnahmen u.U. nicht oder nicht in dieser Weise notwendig sein könnten und ruft Kritiker – teilweise sicher auch mit zweifelhaften Motiven – auf den Plan.

Die andere Seite ist die wirtschaftliche, die ich in keiner Weise minimieren möchte. Ich glaube, wir können uns alle nicht vorstellen, wie das Szenario „nach“ Corona aussehen wird.

Aber, und das wiederhole ich noch einmal: die jetzigen Maßnahmen sind aus meiner Sicht absolut notwendig, und je besser sie über einen gewissen Zeitraum (zunächst bis Ende April) eingehalten werden, um so kürzer die Phase des Stillstands. Und in dieser Hinsicht vertraue ich der Politik, dass sie in diesem Fall alles tun wird und entsprechende Szenarien bereits ausarbeitet, wie es weiter gehen soll. All das ist schwierig genug und ich bin die letzte, die einem übermächtigen Staat das Wort reden würde, aber jetzt ist einfach auch persönliche Disziplin gefragt, um der Lage gerecht zu werden, ich wage nicht „Herr zu werden“ zu sagen.

Kurzum und noch einmal: Stellen wir nicht ständig die gegenwärtige Situation in Frage. Es heißt jetzt Geduld haben und die Entwicklungen abwarten. Die Daten sind gesetzt, die Maßnahmen getroffen. Je klarer die Ansagen, desto höher die Akzeptanz, und das brauchen wir im Moment!

Dass ist sozusagen der offizielle Teil der Debatte.

Aber was macht das Ganze mit uns persönlich? Wir geht es dir damit? Ich glaube, diese Krise erschüttert so manchen von uns in seinen/ihren Grundfesten. Seit dem 2. Weltkrieg hat es bei uns nichts Vergleichbares gegeben. Vielleicht die 68er Unruhen oder die RAF in den 70er Jahren. Auch das waren politisch sehr unsichere Zeiten, die ihre Spuren hinterlassen haben, die aber nicht diese persönliche Betroffenheit eines jeden von uns beinhalteten und darüber hinaus nicht so viele Opfer gekostet haben. Es lag glaube ich außerhalb des Vorstellungsvermögens der meisten von uns, dass es eine Situation wie die aktuelle jemals geben könnte. Wir waren gewohnt, zu jederzeit überall hingehen zu können (nein, das stimmt jetzt auch nicht, wenn ich an die EX-DDR denke), zu treffen, wen immer wir wollten, einzukaufen, wonach immer uns der Sinn stand. Und jetzt ist alles anders.

Wir sind auf uns selbst zurückgeworfen. Keine Kultur, keine Events, keine Reisen, kaum noch Ablenkung. Wir werden damit konfrontiert, dass sich das Leben von heute auf morgen ändern kann, dass uns (fast) alles genommen wird, was immer so selbstverständlich war.

Daraus erwächst Verschiedenes: Aus der Not geboren, entwickeln sich überall kreative Ideen, wie man mit der neuen Lage umgehen kann. Menschen helfen sich, denken aneinander, fragen sich, wie es dem Nachbarn, der Nachbarin geht. Die Not anderer wird uns ins Bewusstsein gerufen und wir suchen nach Lösungen. Das ist die hoffnungsvolle Nachricht.

Die andere Seite der Medaille: Der Fall, der mich – wenn er nicht so dermaßen traurig wäre – zum Lachen gebracht hätte (ich habe trotzdem gelacht bei der Vorstellung) : Die ältere Frau, die sich in einer Droguerie auf das Warentransportband setzte, weil sie nicht akzeptieren wollte, dass sie nur ein Paket Toilettenpapier mitnehmen durfte. Die Frau, die in Handschellen gelegt zum Polizeiauto getragen werden musste! Das ist ja nur ein Extrembeispiel für die Unfähigkeit, mal über das eigene Toilettenpapier hinweg zu sehen.

Ich persönlich muss mich auch mit der Frage auseinandersetzen, wie ich die Tage gestalte. Zuerst wird alles möglich in der Wohnung aufgeräumt, was schon lange mal gemacht werden sollte. Damit bin ich weitestgehend fertig.

Jetzt freue ich mich, dass es das Internet gibt, wo ich einige Bücher bestellt habe.

Das schöne Wetter hat es mir immer noch ermöglicht, jeden Tag eine Tour mit dem Rad zu unternehmen und ich habe festgestellt, dass viel mehr Leute als sonst unterwegs waren! Gut für die Gesundheit.

Und dann stelle ich fest, dass der Konsum schon einen nicht unbeträchtlichen Teil meines Lebens ausmacht: Lebensmittel einkaufen, Kleidung, Kaffee trinken gehen usw. usf. Dienstleistungen in Anspruch nehmen: Bank, Frisör, Arzt, Servicepersonal uw. usf.

Alles Dinge, die für uns so selbstverständlich waren. Aber sind sie das? Und wie sieht es um uns herum und in der Welt aus? Wer verfügt über diesen Luxus, denn es ist ein Luxus, alles zu jederzeit zu bekommen und bezahlen zu können! Das dürfte uns jetzt klargeworden sein. Was ist mit den Flüchtlingen auf der ganzen Welt und speziell auf den griechischen Inseln, was haben die zum Leben? Haben sie kein Recht zumindest auf eine Basisversorgung mit Unterkunft, Nahrung, Kleidung und auch Toilettenpapier? Das sollten wir nicht vergessen und wir sollten auch nicht zu laut jammern.

So, nun ist es gut.

Wie ihr alle wahrscheinlich, schlage ich mich mit den obigen Fragen herum. Im Großen und Ganzen geht es mir gut. Ich bin, soweit ich weiß, nicht infiziert. Natürlich habe ich auch Ängste, wie es weiter geht, aber soweit ich das politische Handeln im Moment beobachte, habe ich doch ein ziemlich großes Vertrauen, dass wir noch halbwegs glimpflich davon kommen werden (obwohl mein Vertrauen in die Politik in den letzten Jahren eher gelitten hat, es ging mir zuviel um persönliche Befindlichkeiten und Profilierungsaktionen als um das Gemeinwohl bemühte Politik. Die wirklich wichtigen und die Bürger bewegenden Fragen wurden einfach nicht angepackt. Mal sehen, wie es nach der Krise weitergeht).

Was mir in meinem täglichen Leben am meisten fehlt, sind die persönlichen Kontakte mit Familie und Freunden, auch mit ArbeitskollegInnen. All das fehlt mir. Wir sollten uns also zukünftig mehr aufs Soziale konzentrieren und zu schätzen wissen, was wir alles haben anstatt immer auf das zu starren, was wir nicht haben! Das Glas ist halbvoll und nicht halbleer.

Bis dahin und euch allen alles Gute

Claudia