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an einem verregneten Karfreitag….

was tut frau da? Pröckelt zu Hause im Haushalt rum und versucht, sich von Altlasten jeder Art zu befreien, guckt nachmittags Filme, die sie schon mindestens dreimal gesehen hat und immer noch schön findet, taut sich dabei ein leckeres Stück selbstgemachten Pflaumenkuchen vom letzten Herbst auf (da hat es mal gut geklappt mit dem Backen), trinkt dazu einen handgemachten sizilianischen Espresso..und geht dann abends, als es draußen doch noch zu regnen aufhört, ins Kino!

Kurz vorher noch ins Programm geschaut. Entscheidung fällt für einen französischen Film (klar, da kommt wieder die Romanistin durch), Gott sei Dank aber in deutscher Sprache, in Französisch wärs mir heute echt zu anstrengend. Will mich schließlich entspannen.

Also:  Birnenkuchen mit Lavendel soll es werden. Der Film findet in unserem Traditions-Hasetorkino statt. Vor vielen Jahren (oje, vor wie vielen Jahren? Das verschweigen wir lieber) war ich dort regelmäßig Gast (Gästin sagt Gerburg Jahnke immer in Ladies Night) und freue mich drauf. Als ich ankomme, steht die Schlange schon bis auf die Straße. Ich hab nicht reserviert. Meistens kriege ich das nicht hin, weil ich mich auch immer so kurzfristig entscheide. Große Menschenmassen verlassen gerade das Kino, nachdem der vorhergehende Film zu Ende ist…Wo kommen die bloß alle her. Deshalb geht es in der Schlange auch nicht vorwärts.

Ich sehe schwarz, dass ich noch einen Platz ergattere. Irgendwann kommt dann auch noch die Durchsage, dass doch jetzt erstmal diejenigen vortreten mögen, die reserviert haben und alle die glücklichen Unzähligen schlängeln sich jetzt rechts und links an mir vorbei in den Saal..Ich hatte mich schon so gefreut!

Da die Hoffnung auch bei mir zuletzt stirbt, gebe ich nicht auf und arbeite mich schneckenmäßig weiter nach vorn. Höre, wie durchgesagt wird, welche Plätze noch frei sind…Reihe 5 rechts außen, Reihe 1 Mitte..Ich rücke weiter vor, immer noch was frei….weiter, weiter. Dann höre ich, dass noch „Thekenplätze“ frei sind. Das gibts doch nicht! Genau davon hatte ich geträumt. „Damals“ habe ich immer dort gesessen, ganz hinten auf den erhöhten Thekensesseln mit  Überblick über den ganzen Saal. Schon wieder eine Erinnerung. Ich komme von dem Thema zurzeit gar nicht weg. Ein Cappuccino,  der lässig auf der „Theke“ vor einem abgestellt wurde, gehörte auch immer fürs Wohlbefinden dazu. Überall lauern Erinnerungen!

So bekomme ich also nicht nur eine Karte, sondern sogar noch meinen Lieblingsplatz dazu!

Ich weiß nicht, woran es gestern lag: entweder sind meine Beine im Laufe der Jahre länger oder der Abstand zwischen Hocker und Theke kleiner geworden. Ungefähr eine halbe bis dreiviertel Stunde benötigte ich, bis ich eine halbwegs angenehme Position fand, in der ich mich dann ganz dem filmischen Geschehen hingeben konnte. Bis dahin schmiss ich unter den quietschenden Geräuschen meines Hockers meine Beine abwechselnd nach rechts oder links außen, um dann eins über das andere zu schlagen. Spätestens, wenn es in einem der Beine unangenehm zu kribbeln anfing, alles wieder in die andere Richtung, zur Abwechslung mal beide Beine jungfräulich nebeneinander aufgestellt, dann wieder den Oberkörper schwer auf der Theke abgelegt….

Wie gesagt, nach einer langen Weile gaben meine Beine den Widerstand auf und beugten sich den Bedingungen. Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch einen „vernünftigen“ – was immer das heißen mag – Platz wählen und die Erinnerung, die den Kampf mit dem Hocker offensichtlich erfolgreich verdrängt hatte, Erinnerung sein lassen.

Und jetzt komme ich endlich an das eigentliche Ziel meiner Erzählung: den Film

 Birnenkuchen mit Lavendel

Gestresst durch Geldschwierigkeiten wegen säumiger Kunden fährt die gerade verwitwete Obst-Birnenbauerin Louise einen attraktiven jungen Mann – Pierre – über den Haufen, der auf der Flucht vor einer „Evaluierung“ seines Zustands unversehends über die Straße läuft. Unerwartet steht er nach dem Unfall auf und läuft einfach davon…

Louise läuft ihm hinterher, nimmt ihn zur Versorgung seiner Schürfwunde mit nach Hause….und stellt fest, dass er „anders“ ist. Der junge Mann leidet an dem Asperger Syndrom, d. h. er kann Eindrücke nicht sortieren bzw. aussortieren und ist leicht überfordert, wenn zuviel auf ihn einströmt. Mit Zahlen fühlt er sich wohl, Gefühle zu äußern, fällt ihm dagegen schwer. Sie dagegen… ..Also, frau kann es sich denken…Die Frage aller Fragen: Kommen die beiden zusammen?

Mehr wird nicht verraten. Insgesamt eine einfühlsame Liebesgeschichte der leisen Töne in der großformatig dargestellten wunderbaren Landschaft der Provence…

Bei den ganzen Katastrophenmeldungen und der Unruhe in der Welt braucht frau/man auch mal eine Auszeit. Dafür ist der Film bestens geeignet. Das Kino war rappelvoll, so dass es offensichtlich nicht nur mir so geht. Und auch sonst sehenswert.

Viel Spaß beim Schauen….