Jahresrückblick

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Zeit für einen Rückblick.

Das vergangene Jahr hat uns alle hier in Deutschland und in der ganzen Welt durchgeschüttelt und vor allem uns hier vor Augen geführt, wie zerbrechlich das Leben ist, auf allen Ebenen, wenn uns ein Virus ergreift, für den es ein Leichtes ist, unser ganzes Land und die ganze Welt stillzulegen. Man hat in früheren Jahren bisweilen mit einem leichten Schaudern Filme gesehen, in denen genauso ein Szenario durchgespielt wurde bis hin zur völligen Abriegelung von Orten und Internierung von infizierten Personen. Die Bilder aus China ließen erdachte Szenarien Wirklichkeit werden. Und machen wir uns nichts vor: nichts ist Unmöglich, wenn die Menschheit um ihr Überleben kämpft. Glücklicherweise leben wir in einem Land mit großen finanziellen, materiellen und auch menschlichen Ressourcen, die es uns bislang erlaubt haben, der Krise noch mit weniger harten Maßnahmen zu begegnen und die ganz großen Katastrophen zu verhindern. Aber auch das kann schnell Schnee vor gestern sein, wenn die Einsicht der Menschen in die Notwendigkeit von zeitweisen auch massiven Einschränkungen in die individuelle Bewegungsfreiheit bröckelt oder wie bereits geschehen in offenen Widerstand umschlägt.

Nun scheint – ich sage bewusst scheint – eine solche Entwicklung durch den Beginn der Impfungen zunächst abgewendet. Aber die Pandemie ist damit noch nicht besiegt und allerorten wird Mantra-artig gemahnt, dass wir uns noch in Geduld üben müssen, bis genügend Menschen geimpft werden, um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen.

Das nur noch einmal zur Zusammenfassung der aktuellen Situation. Ohne darauf einzugehen, welche Folgen Corona weltweit und vor allem in den ärmeren Ländern hat! Blick über den Tellerrand ist allemal sinnvoll um sich zu vergegenwärtigen, dass wir uns nach wie vor in einer sehr privilegierten Lage befinden mit dem vergleichsweise funktionsfähigen Gesundheitssystem und finanziellen Abfederungsmaßnahmen.

Aber darum geht es mir nicht in erster Linie in diesem Beitrag. Die Situation ist ja hinlänglich bekannt. Übrigens gibt es immer noch Leute, die sagen, sie würden nicht ausreichend informiert. Ja, Leute, wo lebt ihr denn und wo informiert ihr euch. Ich habe noch nie so viele „zdf oder ARD spezial“ gesehen und auch in den Zeitungen wird täglich über neue Entwicklungen berichtet. Der Punkt ist, dass wir immer noch auf Sicht fahren, weil wir nicht wissen, wie sich die Lage entwickeln wird, zum jetzigen Zeitpunkt im Hinblick auf die Wirkung des zweiten Lockdowns. Aber woran liegt das? Es liegt an dem noch unzureichenden Wissen über die Verbreitungswege des Virus, aber auch und in erster Linie daran, dass Menschen dessen Existenz und Gefährlichkeit leugnen und die erforderlichen Schutzmaßnahmen ignorieren. Ganz klare Sache: die Politik kann sich auf den Kopf stellen und Maßnahmen über Maßnahmen beschließen, wenn die Menschen sich nicht daran halten, wird sich die Lage nicht verbessern, bis genügend Leute geimpft sind, und das wird noch eine ganze Weile dauern. Es ist in einem demokratischen und freiheitlichen Staat wie dem unseren die Verantwortung eines jeden und einer jeden, wie wir aus der Krise möglichst glimpflich herauskommen oder ob gegebenenfalls noch viel schärfere Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Auch das ist nichts Neues, aber ich fürchte, diejenigen, die ich jetzt vor allem meine, fühlen sich nicht angesprochen.

Vor einigen Tagen sah ich ein Video zu diesem Thema, dort fiel ein Satz, der mich sehr berührt hat: Es hieß, die Menschen, die vor einer Situation weglaufen oder in die Aggression nach außen gehen, tun dies, weil sie sich selbst nicht ertragen. Das muss man erst mal sacken lassen. Ja, das ist was dran. Wir sind allesamt doch sehr verunsichert bis verängstigt angesichts der immer noch unübersichtlichen und nicht absehbaren Situation. Wir können nichts planen, sind der Situation mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Das Verdrängen der eigenen Ängste kann dazu führen, dass im Außen Schuldige gesucht werden, so absurd manche Theorien erscheinen, aber das spricht tatsächlich dafür, dass ich mich meinen eigenen Ängsten auf Teufel komm raus nicht stellen will. Das mal dazu. Das ist im Übrigen keine neue Theorie, dass eigene Ängste oder Aggressionen ins Außen projiziert werden. Das kennt doch jeder von uns!

Jetzt zum Jahresende wurde öffentlich viel darüber diskutiert, ob und in welcher Form Weihnachten gefeiert werden könnte und dürfte. Die Politiker hatten wohl gehofft, dass der sogenannte Teillockdown im November die Infektionszahlen soweit zurückdrängen würde, dass Weihnachten Lockerungen in den Kontaktbeschränkungen und Weihnachtsfeiern und -gottesdienste mit entsprechenden Hygienemaßnahmen möglich wären. Es ging natürlich auch darum, Weihnachtseinkäufe zu ermöglichen und dem Einzelhandel die Chance für einen Verlustausgleich zu geben. Das hat nun alles nicht geklappt. Warum? Weil die Politiker und viele Menschen vergeblich gehofft hatten, dass dieses Mal die Vernunft siegen und die Leute sich von sich aus beschränken würden in ihren Kontakten. Keine Ahnung, warum die „Beschwörungen“ der Politiker letztlich wenig gefruchtet haben.

Zurück zu den Weihnachtsgottesdiensten. Wie gesagt habe ich eine solche öffentliche Diskussion um Weihnachtsgottesdienste im Leben noch nicht erlebt! Hat Weihnachten für die Menschen doch eine größere Bedeutung als ich gedacht habe? Ganz ehrlich: mir hat der Gedanke auch weh getan, am Heiligabend nicht in den Gottesdienst gehen zu können. Ich gebe aber auch zu, dass das natürlich auch irgendwie Krokodilstränen sein müssen, denn ich gehöre auch zu den sogenannten U-Boot-Christen, die tatsächlich nur dieses eine Mal im Jahr in die Kirche gehen. Weil es immer so war in meinem Leben? Ja.

Andererseits frage ich mich, warum es angesichts der Pandemie diese große Diskussion um die Gottesdienste gegeben hat. Da muss doch mehr dahinter stecken, als die reine Gewohnheit und der Wunsch, vor der Bescherung zu Hause erst noch mal zur Ruhe zu kommen und sich in Weihnachtsstimmung zu bringen. Ich glaube, dass viele von uns die Pandemie nachdenklich gemacht hat über das, was das Leben ausmacht und das, was uns erfüllt und Sinn gibt. Wir sind durch die Kontaktbeschränkungen und Lockdowns mehr als je zuvor auf uns selbst zurück geworfen worden, konnten nicht mehr vor uns selbst weglaufen und uns z.B. in den Konsum stürzen oder im Außen Ablenkung suchen. Vielleicht ist dadurch wieder der Wunsch nach Gemeinschaft gekommen, sich nahe sein zu können. Man vermisst manche Dinge eben erst dann, wenn man sie nicht mehr hat. Alles war so selbstverständlich in unserem Leben. Was ist von dieser Selbstverständlichkeit geblieben? Haben wir gemerkt, wie sehr wir die anderen brauchen, unsere Familie, Freunde, Arbeitskollegen etc. ? Das wäre doch eine durchaus positive Erkenntnis, wenn sie denn länger anhielte als die Pandemie und unseren Lebensstil und Umgang mit Mitmenschen dauerhaft veränderte. Und uns vielleicht auch die Erkenntnis oder Anerkenntnis brächte, dass das Leben eben sehr „fragil“, zerbrechlich ist, eigentlich jeden Moment am seidenen Faden hängt und entsprechend gewürdigt werden sollte.

Wie das geschieht, ist jedermanns und jeder Frau eigene Sache. Der Glaube ist eine Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben im christlichen Leben, aber eben nur eine.

Für mich haben der unbedingte Fortschrittsglaube, die Illusion von der allumfassenden Macht des menschlichen Intellekts, der ungehemmte Wirtschaftsliberalismus und die Predigt vom ewigen Wachstum eine Leerstelle in der menschlichen Seele hinterlassen, die in dieser Krise augenfälliger denn je geworden ist und uns in o.g. Hilflosigkeit zurück lässt. Finanzielle Sicherheit ist ohne Zweifel wichtig, aber – wir haben diese Erfahrung doch sicher alle schon einmal gemacht – je mehr Wünsche ich mir erfüllen kann, desto fader wird das Gefühl, wenn ich den Gegenstand meines Begehrens in Händen halte.

Da muss es noch etwas anderes geben, das uns erfüllt.

Wenn wir so ins Zweifeln und Hadern geraten sind, ist jetzt die Gelegenheit, das Leben auf den Prüfstand zu stellen und zu schauen, was mich zufrieden und glücklich macht. Gegen alles anzurennen sicher nicht! Wie ich in den Wald hineinrufe, so schallt es heraus, negative Energien rufen negative Energien hervor. Und was um Himmels willen habe ich davon, wenn ich andere Menschen verunglimpfe, angreife oder schlimmeres? Geht es mir danach besser? Und was ändert das?

Wie ist es denn, wenn ich klein anfange, und meinen Mitmenschen häufiger mal ein Lächeln schenke oder ein freundliches Wort. Oder auch Hilfestellung leiste, so wie viele Ehrenamtliche, die sich jetzt engagieren und z. B. für Risikogruppen einkaufen u.ä. Es gibt so viele Möglichkeiten….auch mal für andere da zu sein.

So, ihr lieben Leser…So viel am Stück habe ich schon lange nicht mehr geschrieben, aber irgendwo müssen die vielen Gedanken, die mir so durch den Kopf gehen, ja mal hin. Eigentlich könnte ich fast jeden Tag einen Beitrag schreiben, ginge ich nach der Menge der am Tag oder meistens auch in der Nacht produzierten Gedanken.

Kurzum, ich hoffe, ihr seid bislang gut und vor allem gesund durch die Krise gekommen und nicht zu sehr in negative Gedanken abgerutscht. Reden über das, was einen bewegt, hilft da sicher. Mir und euch dann bestimmt auch. Schreiben geht auch!

Es grüßt euch liebevoll und wünscht euch alles Gute für das kommende Jahr

Claudia

2 Kommentare zu „Jahresrückblick

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