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Prognosen für den Homo sapiens

Mal schauen, ob ich es hinbringe, den o.g. Artikel aus meiner Lieblingszeitung bzw. aus der Sonderbeilage vom 16. Juni 2016 der „Zeit“ in der Kurzfassung wider zu geben.

Es passiert relativ selten, dass ich mir die Zeit nehme – hahaha – und einen so langen Artikel oder wie in diesem Fall muss man es wohl einen Essay nennen (ich weiß nicht mehr wirklich, wie man den definiert, aber egal) bis zum Ende lese. Aber als ich einmal angefangen hatte, musste ich mich dadurch beißen, weil der Autor Klaus-Dieter Rauser die Frage gestellt hat, ob der Homo sapiens noch zu retten ist, oder ob es schon zu spät ist.

Seine These lautet, dass die Überbevölkerung die eigentliche Ursache für den derzeitigen Zustand der Erde ist mit dem daraus resultierenden übermäßigen Verbrauch von Ressourcen, Umweltverschmutzung, Klimawandel, kriegerischen Auseinandersetzungen usw.

Der Mensch konnte sich aufgrund seiner genetischen Ausstattung gegenüber den anderen Arten durchsetzen. Was zunächst als Vorteil erscheint und der Spezies Mensch das Überleben gesichert hat, könnte sich im Hinblick auf die Arterhaltung hingegen als Gen-Defekt auswirken, da sich der Mensch mehr und mehr und ohne natürlichen Feinde vermehren, sich die Ressourcen zu eigen machen bzw. ausbeuten konnte.

Der Autor schlägt vor, einen Paradigmenwechsel vorzunehmen vom gegenwärtig herrschenden Idealbild des jeder kämpft für sich allein zu einer neuen solidarischen Bewegung für die Erhaltung der Spezies Mensch. Diese Bewegung soll in ein sich selbst regulierendes System münden, in dem sich die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft aus sich selbst heraus neu ausrichten und sich „artgerecht“ verhalten. Dabei macht man sich zunutze, dass der Mensch neben Nahrung, Schlaf, Sex und Schutz ein elementares Bedürfnis nach positivem Feedback aus seiner Umgebung hat. Weil alle Versuche, den Menschen durch religiöse Vorschriften, Gesetze, gesellschaftliche Konventionen zu „regulieren“, inzwischen zu zahnlosen Spielregeln verkommen sind, muss sich ein artgerechtes Verhalten für den einzelnen lohnen, in seinem ureigenen Interesse liegen, z. B. durch eine höhere Positionierung innerhalb der Gemeinschaft/Gesellschaft bzw. eine Herabstufung im Falle eines nicht artgerechten Verhaltens.

Der Mensch ist auf ein soziales Gefüge überlebenswichtig angewiesen. Er orientiert sich ständig an den Handlungen und Einschätzungen seiner Mitmenschen und sucht seinen Platz in diesem Gefüge. Dabei ist er bereit, sich den Erwartungen seiner Umgebung anzupassen und ggfs. mögliche Limitierungen hinzunehmen. Der Zugang zu Ressourcen ist abhängig von der Positionierung des Einzelnen in der Gemeinschaft. Der Paradigmenwechsel beruht nun einem positiven Feedback und entsprechender Anerkennung und Positionierung für ein artgerechtes Verhalten.

Zunächst muss eine Base Line, eine Ausgangslage – definiert werden, um ein möglichst umfassendes Bild von dem aktuellen Zustand der Erde zu erhalten und zu ermitteln, mit welchen Mitteln dieser Zustand verbessert werden kann. Aus den Erkenntnissen der Vergangenheit werden Prognosen für mögliche Szenarien/Entwicklungen in der Zukunft erstellt, die ständig an der Realität gemessen und ggfs. korrigiert werden.

Jedes Individuum wird dann im Idealfall sein eigenes Verhalten an dem Ziel einer Verbesserung ausrichten, da es mit einem positiven Feedback rechnen kann.

Wahrscheinlich habe ich mich durch den Artikel gefressen, weil mir das Thema der „Arterhaltung“ , der Zustand der Erde und die Konflikte aller Orten sicher genauso auf den Nägeln brennt, wie vielen anderen Menschen auch, die nicht nur auf ihren kurzfristigen Eigennutz schauen nach dem Motto „nach mir die Sintflut“. Es ist mal ein für mich ganz neuer Denkansatz. Der Autor meint, dass so eine Entwicklung durchaus friedlich vonstattengehen könnte, wobei er andererseits einräumt, dass diejenigen, die die Macht über die Ressourcen haben, diese Macht sicher nicht freiwillig abgeben und alles daran setzen werden, sie zu erhalten. Es hört sich für mich auch arg nach Manipulation an. Ja. Andererseits: wir werden doch ständig manipuliert. Am augenfälligsten in der Werbung, die uns unsere Bedürfnisse suggeriert. Also warum die Menschen nicht auch in gewisser Weise manipulieren, um sie auf eine andere Schiene zu bringen, die unser Überleben sichern könnte, wenn das überhaupt noch möglich ist.

Leider ist es wahrscheinlicher, dass es erst noch zu viel größeren Katastrophen kommen muss, bis ein kollektives Bewusstsein für einen Paradigmenwechsel entsteht, und dann könnte es schon zu spät sein.

Abschließend sei noch hinzugefügt, dass der Autor seinen Artikel selbst als Gedankenspiel bezeichnet hat. Aber es ist glaube ich allerhöchste Zeit, neue und ganz ungewohnte Gedanken zu entwickeln.

Ich freue mich auf eure Kommentare zu diesem sicher nicht einfachen Themen.

Schwer jetzt die Kurve zu kriegen für einen positiven Schluss dieses Beitrages.

Andererseits: nichts ist unmöglich!

 

Noch mal Flüchtlinge…

Ich bin immer noch dabei, in der Ausgabe der „Zeit“ vom 23.03.2016 zu lesen und komme nicht umhin, dass Thema der Flüchtlinge noch einmal aufzunehmen. Wie auch mir nicht entgangen ist, hat Norbert Blüm, der ehemalige Bundesarbeitsminister – am meisten im Gedächtnis geblieben durch seinen Ausspruch, dass die Rente sicher ist – das Flüchtlingscamp in Idomeni besucht und dort eine Nacht verbracht. Er schildert in dem Artikel „Ich will Nachricht geben“ seine Gedanken und Erlebnisse. Viele mögen ihn für verrückt halten oder schlimmer noch ihm unterstellen, dass er die Aktion für die eigene Publicity gemacht hat. Ich halte das für unerträglich. Ich ziehe meinen Mut vor Norbert Blüm, dass er sich in seinem hohen Alter dieser Strapaze und dieser menschlichen Herausforderung stellt, um der Welt aus der direkten Erfahrung heraus zu berichten, was sich in Idomeni abspielt.

Er geht hart ins Gericht mit den europäischen Politikern, die sich allesamt des Abends in ihre warmen Betten liegen und sich vielleicht noch selbst und gegenseitig rühmen, dass sie die Flüchtlingskrise nun in den Griff bekommen.

„Wir“ scheinen ja auch nicht nur insgeheim froh darüber zu sein, dass der Flüchtlingsstrom jetzt rapide abgenommen hat und man die Grenzkontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze jetzt schon bald wird aufheben könnte (Ankündigung von de Mazière von heute).

In der gleichen Ausgabe der Zeit äußert sich Joschka Fischer zu der Frage, ob man mit autokratischen Staatoberhäuptern wie Putin reden sollte. Er bejaht dies, da Blockade und Einstellen der Beziehungen keine Alternativen und darüber hinaus gefährlich seien. Weiterhin beschreibt Fischer das Dilemma, in dem sich demokratische Staaten befinden, die sich einerseits ein Wertesystem gegeben haben, das auf der Einhaltung der Menschenrechte und der Menschenwürde fußt, anderseits aber natürlich auch knallharte politische Interessen verfolgen (müssen), also Werte gegen Interessen. Wenn ich Frau Merkel bei ihren Auftritten beobachte, habe ich den Eindruck, dass sie sich seit ihrer Begegnung mit dem pakistanischen Mädchen in einer Fernsehsendung verändert hat, dass sie diese Begegnung tief berührt und sie innerlich vielleicht auch erschüttert hat.

Nun ist sie in der Folge wieder mit der Realpolitik konfrontiert worden, die ihr einerseits den Widerstand der meisten europäischen Staaten und anderseits Drohgebärden aus der sogenannten Schwesterpartei und den eigenen Reihen beschert und sie gezwungen hat, sich den Bedingungen anzupassen und Lösungen zuzustimmen, die sie persönlich so vielleicht nicht getroffen hätte. Ich räume ein, dass ich nicht sicher bin, ob ich da richtig liege.

Um den Bogen zu schlagen zu Norbert Blüm: Er steht nicht mehr auf der politischen Bühne und kann jetzt endlich das sagen, was ihn bewegt und aus der moralischen Perpektive argumentieren Ich finde es sehr wichtig, dass Menschen wie er uns immer wieder vor Augen führen, dass es nicht in Ordnung ist, was dort in Idomeni und anderswo passiert, und dass wir uns nicht zuviel Sand in die Augen streuen lassen von denjenigen, die behaupten, dass das alles mit „rechtstaatlichen“ Mitteln vonstatten geht.

Gut, meine Perspektive ist auch moralisch und vielleicht christlich orientiert, aber was ist denn mit uns Menschen, wenn wir uns dieser Kategorie im Denken und Handeln entledigen mit dem Hinweis auf die politischen Zwänge.

Andererseit erkenne ich natürlich an, dass die Politik beide Seiten im Auge behalten muss. Zurück zu den Gedankengängen von Joschka Fischer, der schreibt, dass man mit Assad reden müsse, „solange er über die Macht verfügt, dem Morden in Syrien vielleicht ein Ende zu bereiten“. Bezüglich der Türkei fährt er fort “ Die EU wird ihre südöstlichen Außengrenzen nich ohne Kooperation mit der Türkei schützen können. Darüber hinaus spielt das Land im Nahen Osten bis hin nach Zentralsaien geopolitisch eine bedeutende Rolle…“ Auch dieser Argumentation kann ich mich nicht entziehen. (Einschub: Der Begriff der Sicherung der Außengrenzen geht mir auf die Nerven, d.h. doch mit anderen Worten nichts anderes, als das wir die Flüchtlinge eigentlich gar nicht haben wollen, dass sie gefälligst draußen zu bleiben haben. Die Flüchtlinge in Idomeni werden aktuell geopfert für diese Politik der Abschottung und Abschreckung!)

Fischers Schlussfolgerung: „Die Kunst demokratischer Außenpolitik besteht darin, vor allem die langfristigen Weichenstellungen so vorzunehmen, dass möglichst wenige Widersprüche zwischen Werten und Interessen auftreten und tagtäglich die Balance zwischen beiden Teilen ihrer Fundamente gelingt“. Ich frage mich allerdings, wo im Moment die Werte noch ihren Ausdruck in der konkreten Politik finden, was das für Werte sind, auf die die EU sich aktuell gründet und ob z. B. das gestrige Nein der Niederländer zum Assoziierungsvertrag mit der Ukraine nicht schon der Anfang vom Ende der EU ist.

So, das musst jetzt einfach raus zu den politischen Ereignissen. Irgendwo muss man/frau ja hin mit den Gedanken.

Es grüßt euch

Claudia

Lohnt es sich noch, sich zu empören?

Am vergangenen Donnerstag wurde in der ARD die Sendung Kontraste ausgestrahlt u.a. zum Thema IS und dessen Zugang zum internationalen Bankenverkehr. So schnell kann mich inzwischen nichts mehr wirklich erschüttern, was auf politischer Ebene so möglich ist oder mir bis dahin unmöglich schien. Nun, dieser Beitrag hat mich denn doch noch einmal mehr als desillusioniert. Es wurde geschildert, dass der IS über seinen Anschluss an das private belgische Unternehmen #SWIFT Zugang zum internationalen Bankenverkehr hat und somit auch alle Möglichkeiten, Transaktionen durchzuführen und Geldflüsse und -herkünfte zu verschleiern.

Groß wurde noch vor kurzem und einhellig getönt, man müsse die Geldflüsse des IS unterbinden! Der IS finanziert sich u.a. aus Lösegeldforderungen, Geschäften mit Öl sowie auch mit dem Verkauf von Kulturgütern aus seinen Raubzügen, für die westliche Interessenten Millionenbeträge zahlen.

Der wirksamte Weg hierzu sei das Kappen der Verbindung zu SWIFT. Das Unternehmen war zu keinem Interview bereit und zog sich auf die Feststellung seiner Neutralität zurück. Minister Schäuble stellte sich ebenso taub und ließ lediglich verlauten, SWIFT würde sich bemühen, die Risiken auf ein Minimum zu beschränken. Hä? Kontraste lägen Informationen vor, denen zufolge die Türkei Öl vom IS bezieht (diese Informationen stammen vom russischen Geheimdienst, ich kann mir allerdings vorstellen, dass sie stimmen). Dessen nicht genug. Assad könne sozusagen den Stecker ziehen und den IS  vom SWIFT abkoppeln, aber er macht offensichtlich selbst (Öl-)geschäfte mit seinem vermeintlichen Feind. Das ist doch nun die größte vorstellbare Perversion! Das Mittel, Gesamtsyrien vom internationalen Bankensystem abzukoppeln, wie es mit dem IRAK auf Anweisung durch die UN gemacht worden ist, komme ebenso offensichtlich nicht in Frage, weil Russland Assad protegiere und diese Kappung nicht zuließe. Als 2014 im Rahmen der Sanktionen gegen Russland wegen der Ukrainekrise über eine Abkopplung von Russland diskutiert wurde, drohte ein h0her russischer Bänker, dass es in diesem Fall wohl Krieg gäbe.

Also, wo ist denn überhaupt Handlungsspielraum und sind die Maßnahmen, die jeweils beschlossen werden, nicht nur Kosmetik und dienen dazu, die Öffentlichkeit etwas zu beruhigen und zu suggerieren, dass man handlungsfähig ist? Ich weiß es nicht.

Ehrlich gesagt, möchte ich zurzeit auch kein Politiker sein! Wir wissen offensichtlich längst nicht alles, was hinter den Kulissen vor sich geht und ich kann mir vorstellen, dass es angesichts einer so vertrackten Lage schwer ist, immer noch weiter zu machen und nach Auswegen zu suchen. Es geht doch um die reine Machtpolitik ohne Rücksicht auf Verluste. Es gibt keinen klaren Feind mehr. Man macht Geschäfte mit angeblichen Feinden und führt vermeintliche „Freunde“ an der Nase herum. Also, ich war noch nie ein CDU Fan, aber ich habe doch Hochachtung davor, dass Frau Merkel sich auf die Fahnen geschrieben hat und es auch als ihre „verdammte“ Aufgabe ansieht, trotz aller Rückschläge weiter zu arbeiten und an Lösungen zu arbeiten. Die Lösungen mögen mir und vielen anderen nicht immer gefallen, aber es gibt keinen anderen Weg, als über Verhandlungen, Verhandlungen und nochmals Verhandlungen immer wieder neue Kompromisse auszuhandeln.

Ich muss zugeben, dass auch ich manchmal innerlich den Wunsch hege, das alles möge sich doch in Luft auflösen und das Leben wieder einfacher werden. Allein, ich weiß, dass das nicht geht. Es gibt keine einfachen Lösungen, es gibt keine Patentrezepte! Damit müssen wir leben und können  nicht mehr als hoffen, dass die Kräfte, die den Frieden in der Ukraine, in Syrien und wer weiß wo überall voranbringen wollen, schließlich Erfolg haben. Darin sollten wir sie unterstützen! Das betrifft natürlich auch die Flüchtlingsfrage. Auch dort dürfen wir nicht auf die hören, die versprechen, dass es die eine Lösung, nämlich die Schließung der Grenzen, gibt. Der Zug ist abgefahren. Kurzfristig mag dies Maßnahme scheinbar Erfolg versprechen, aber 1) was sind wir für ein Volk, das sich vor dem Elend dieser Menschen im wahrsten Sinne des Wortes verschließt und 2) die Welt ist inzwischen – hat das jeder bemerkt – soweit globalisiert, dass eine Abschottung gar nicht mehr möglich ist, weder wirtschaftlich, noch politisch noch menschlich. Uns fallen jetzt und auf lange Zeit unsere eigenen Sünden (Klimazerstörung, Ausbeutung usw.) auf die Füße …und wir  haben, um  Frau Merkel wieder aufzugreifen, die „verdammte Pflicht“, uns dieser Eigenverantwortung zu stellen.

 

 

 

 

 

Lesetipp: #Heimathöhle Religion

Dieser Titel erregte sofort meine Aufmerksamkeit, als ich davon vor einigen Monaten las und mir das Buch von #Fulbert Steffensky kaufte. Ich begann zu lesen, aber irgendwie packte es mich nicht richtig und ich legte das Buch wieder zur Seite. Erst als ich mich mit dem Begriff Heimat in der letzten Woche auseinander setzte, erinnerte ich mich wieder und machte einen neuen Anlauf…und dieses Mal war alles ganz anders.

Auch wenn die Beiträge des Autors  sich auf dem Hintergrund dessen, was Christ sein bedeutet, bewegen, so betreffen sie doch unser aller Leben und die damit verbundenen Zweifel und Fragen an ein sinnerfülltes und gelingendes Leben. Ich gebe hier nur einen kleinen Ausschnitt aus den verschiedenen Artikeln.

Dieses Leben bedarf einer#Heimat, die sich bei Steffensky unter anderem festmacht an einem Ort, an dem man sich wohl fühlt, an Menschen/Freunden, denen man vertraut ist, an Objekten, die einem „lieb“ geworden sind, z.B.wie ein alter Pullover, der einen schon lange begleitet, und nicht zuletzt an der Sprache. Im Zusammenhang mit der Flüchtlingen fragt er:

„Wie aber können Menschen ihre eigene Sprache schätzen und eine neue dazu lernen, wo sie nicht willkommen sind? Wie können Menschen sich und ihre Sprache schätzen, wo die Standardsprache zugleich das Gericht über das Eigene ist?“ (S. 96)

Ein Grund für den Ausbruch kriegerischer Auseinandersetzungen, und das trifft sicherlich auf alle Formen von Konflikten zu, ist „…die Unfähigkeit, sich in die Situation der Gegner hineinzuversetzen. Alle bestehen auf der eigenen, wie man glaubt begründeten Überzeugung, und man ist nicht fähig, zu erkennen, dass auch die Gegner Überzeugungen haben, die sie für begründet halten“. (S. 28)

An anderer Stelle beleuchtet er die religiöse Intoleranz gegenüber Andersgläubigen und schreibt: „Man könnte vielmehr die Kunst lernen, bei anderen Entwürfen der alten Nachricht und bei den anderen Gruppen Wahrheit zu vermuten. Man könnte zumindest lernen, ihre Entwürfe und Standpunkte zu verstehen. Wir finden in unseren Kirchen nicht selten eine Art von religiösem Autismus , der auf der eigenen Glaubenskonzeption besteht und nicht fähig ist, den Geist und die Logik anderer Konzeptionen wahrzunehmen. Wenn wir unfähig sind, die Logik der anderen Erzählung zu hören, hält sich jede Gruppe für allein seligmachend und kommt nicht heraus aus der Verachtung und der Angst vor der anderen“. (S. 142).

Wie es möglich ist, dass Menschen fähig sind, Kriege zu führen und unbeschreibliche Gräueltaten zu begehen., erklärt er:  „Man kann wohl kaum mit der Brutalität der beiden Weltkriege gegeneinander kämpfen, wenn dem Gegner nicht vorher die Kultur, die Würde und damit das Recht zur Existenz abgesprochen wurden. Vernichten kann man nur, wen man als vernichtungswürdig erklärt hat“.(S.31)

Und an anderer Stelle heißt es: „Der Mensch will mit sich im Reinen sein, und so sucht er sich Argumente für seine Schandtaten und wird damit vor sich selbst unkenntlich. Fast aussichtslos für die Erkenntnis der Wahrheit ist es, wenn die meisten die gleiche Maske tragen und sie einstimmig sagen: Das Boot ist voll…“ (S. 109).

Für mich ein – wahrscheinlich auch der gegenwärtigen Situation geschuldet – sehr bewegendes Buch!

Auch Bücher sind für mich ein Stück Heimat, manche Bücher sind meine besten Freunde, davon gibt es nicht allzu viele, aber ich denke, dieses Buch wird ein Freund bleiben, den ich immer mal wieder zur Hand nehmen und darin lesen werde.

Vielleicht hat meine kurze Rezension auch euer Interesse geweckt!

#heimathöhle religion rezension

 

 

 

 

 

Heimat

Kürzlich kam mir bei meinen abendlichen Gedankenspaziergängen das Wort Heimat in den Sinn, irgendwie überraschend, denn ich hatte ihn schon lange nicht mehr in meinem aktiven Wortschatz.

Ich frage mich, ob unsere jüngeren Generationen damit überhaupt noch etwas anfangen können. Wer immer eine Heimat gehabt hat und nicht gezwungen war, sie zu verlassen, hat auch keine Veranlassung, darüber nachzudenken.

Für die neu zu uns gekommenen Menschen wird dieses Wort eine Bedeutung, eine sehr schmerzliche haben.

Und dann kamen in meinem Kopf als auch im Fernsehen Bilder zurück, über die ich schon lange nicht mehr nachgedacht hatte. Die Erzählungen meiner Mutter (Jahrgang 1925) von Flucht und Vertreibung aus Pommern, vom Tod ihrer Großmutter auf einem Flüchtlingstreck Richtung Westen, vom Ankommen im Emsland, fremd sein, schuften müssen auf Tabakfeldern, vom schräg angeschaut werden…..vom Leben in einem „Heuerhaus“ mit zugigen Ecken. Ich habe mir darüber als Kind und auch später noch zugegebenermaßen nicht viele Gedanken gemacht, vielleicht war das alles zu abstrakt für mich.

Nun lief vor einigen Tagen ein Bericht über Flüchtlinge im Fernsehen, die am Ende des zweiten Weltkrieges nach Niedersachsen, Bremen und Schleswig Holstein geflohen waren und von  ihren Erinnerungen erzählten. Es waren Bilder, die denen aus den heutigen Flüchtlingslagern fast bis aufs Detail ähnelten: große Hallen, in denen winzige Parzellen mit Decken notdürftig abgedeckt waren, Menschen, die nichts zu tun hatten, Einwohner, die die Parole ausgaben: Türen zu, wenn die Flüchtlinge kommen. Die wollen doch nur stehlen und auf unsere Kosten leben……

Das alles hatten auch meine Eltern erlebt und meine Mutter erzählte davon immer wieder bis ins hohe Alter. So schmerzlich und traumatisch waren die Erinnerungen an den Verlust der Heimat, die sie nie wieder gesehen hat, und an die schweren Lebensbedingungen der ersten Zeit in der neuen Heimat, wenn sie denn eine war.

Und dann denke ich natürlich auch an die Hunderttausenden, die damals die DDR verließen, um in den „goldenen Westen“ überzusiedeln. Sie flüchteten ja auch, weil sie ein besseres Leben erhofften! Sie flüchteten nicht, weil sie Not litten oder weil Krieg herrschte, sie verließen ihre Heimat – soweit ich das beurteilen kann- weil sie nach mehr Freiheit und nach einem besseren Leben strebten.

Sicher sind viele mit falschen Vorstellungen gekommen, wie wahrscheinlich viele Flüchtlinge auch, sicher waren die ersten Jahre im „Westen“ auch schwer, aber schließlich haben wir es doch geschafft, nach und nach zusammen zu wachsen.

Haben wir das alles vergessen?

Manchmal kann ich die Bilder im Fernsehen fast nicht mehr ertragen, die Bilder von Aleppo und anderen Orten, die diesen Namen gar nicht mehr verdienen. Dort ist alles zerstört. Dort gibt es keine Heimat mehr. Können wir uns wirklich vorstellen, was es bedeutet, seine Heimat unter diesen dramatischen Bedingungen zu verlassen und in eine völlig fremde Kultur zu kommen und kein Wort zu verstehen?

Ich glaube nicht. Es erfüllt mich aber mit einem unendlichen Schmerz, die Bilder dieser vielen entwurzelten Menschen zu sehen.

Muss ich dazu sagen, dass es auch unter den Flüchtlingen Menschen gibt, die nicht aus unmittelbarer Bedrohung heraus zu uns kommen und dass es auch einen gewissen Anteil unter ihnen gibt, die keine echten Flüchtlinge sind, sondern hier ihren kriminellen Machenschaften nachgehen wollen. Das ist allen klar und dem muss entgegen gewirkt werden, um nicht all die anderen Menschen unter Generalverdacht zu stellen.

Nach wie vor stehe ich hilflos vor dieser Situation und befürchte, dass es noch schlimmer kommen wird, wenn ich heute in den Nachrichten höre, dass es in Griechenland zu gewalttätigen Auseinandersetzungen wegen der Errichtung von Hotspots gekommen ist und wenn die Nato jetzt mit Kriegsschiffen in der Region patroulliert, angeblich nur, um Schlepperrouten ausfindig zu machen. Es wurde betont, dass es nicht darum ginge, gegen Flüchtlinge vorzugehen. Aber was sonst bedeutet dieser Einsatz? Schon jetzt werden Hilfsorganisationen (Greenpeace) in Griechenland daran gehindert, Flüchtlingsbooten zur Hilfe zu kommen.

In wenigen Tagen findet ein neuer EU-Gipfel zum Thema Flüchtlinge statt und es sieht nicht danach aus, dass es ein Gipfel im Sinne der Flüchtlinge sein wird. Die Zeichen stehen auf Abschottung.

Warum hat die EU nochmal den Friedensnobelpreis bekommen?

Viele Fragen, keine Antworten.

Weihnachten hat unser Pastor den Vergleich mit Jesus im Stall gezogen, auch ihm und seinen Eltern wollte niemand eine Herberge geben. Also, was bedeutet den Untergang des christlichen Abendlandes? Die angebliche Unterwanderung durch Muslime oder das Vergessen unserer christlichen Werte der Nächstenliebe?

Nicht vergessen: Wir sind alle Menschen!

 

 

 

 

 

 

 

Kracher der Woche

 

2016-01-12 20.35.42       So, das bin ich….auch mal ins Bild gesetzt!

 

Nichts ist so langweilig wie der Schnee von gestern…klar, aber dazu will ich jetzt auch noch meinen Senf geben:

Unser Innenminister de Maizière vor dem Mikro in Afghanistan:

Was sagt er da? Habe ich das wirklich richtig verstanden?

Es gibt in Afghanistan auch noch sichere Ort (an die man dann die Rückkehrer karren will), Afghanistan ist sozusagen ein sicheres Herkunftsland…Und bei uns gibt es kein Begrüßungsgeld, keine Wohnung, kaum Aussicht auf Arbeit und Anerkennung als Asylberechtigter…Hallo, ja, die kommen alle auch nur wegen des Begrüßungsgeldes und und und …

Also, ein Ausdruck absoluter Hilflosig- oder Dreistigkeit angesichts der Sicherheitslage in Afghanistan. Wurde doch berichtet, dass sich gerade während des Aufenthaltes von de Maizière in Kabul wieder ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und viele Zivilisten mit in den Tod gerissen hat.

Ich gebe zu: die ganze Debatte über den Flüchtlingsstrom zeugt von großer Hilflosigkeit und Ohnmacht, denn wie man es auch dreht und wendet, es zeichnet sich keine wirkliche Lösung ab, die dem Elend der Flüchtlinge einerseits und der steigenden Überforderung der HelferInnen und der Politik und auch den zunehmenden Ängsten der Menschen Rechnung tragen würde. Damit meine ich natürlich und auf keinen Fall diejenigen, die auf dem Problem ihr nationales Süppchen  kochen und gar mit dem Einsatz von Waffen dr0hen.

Und dann setzt Frau Nahles noch einen drauf, in dem sie all den nicht integrationswilligen den Entzug der Leistungen androht. Also, die sind gerade hier angekommen, sind hochgradig traumatisiert und haben alles verloren und da kommt Frau Nahles damit.

Klar, aber das gilt ebenso für deutsche Mitbürger, die sich nicht in den Arbeitsmarkt integrieren lassen wollen, dass ihnen die Unterstützung gekürzt wird. Aber bei den Flüchtlingen muss man/Frau Nahles ja wohl erstmal in Vorleistung gehen und die nötige Infrastruktur schaffen, dass alle Flüchtlinge die nötige Unterstützung z.B. durch Sprachkurse und Eingliederungsmaßnahmen kriegen. Davon sind wir doch noch weit entfernt, wenn ich das richtig sehe.

Auch hier Hilflosigkeit: Die SPD scheint den Entwicklungen nur noch hinter her zu laufen. CDU und CSU klüngeln ihre Kompromisse aus, die dann auch wieder nicht halten und die SPD sucht verzweifelt nach ihrem Standpunkt. Und was genau ist ihr Standpunkt?

Also gut, ja, ich habe auch keine Lösung. Die Deals, die wir da mit der Türkei machen, liegen mir angesichts der Lage in der Türkei auch schwer im Magen. Die Griechen sind finanziell sowieso am Ende und nun schlägt die EU auch noch auf sie ein, weil sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen!

Wohin geht die Reise? Ich weiß es auch nicht. Was ich aber weiß ist, dass wir immer zuerst die Menschen im Blick behalten müssen, die wirklich alles hinter sich lassen mussten. Können wir uns überhaupt vorstellen, was das bedeutet? Würden wir an deren Stelle nicht auch die Flucht ergreifen?

Andererseits, und da wäre ich dann auch mal „radikal“. Die Leute, die den Flüchtlingsstrom dazu nutzen, um sich darunter zu mischen, um dann ihren kriminellen Aktivitäten nachzugehen, haben bei uns nichts zu suchen. Aber auch das Problem ist ja nicht einfach so durch Abschiebung zu lösen, das wissen wir ja nun auch, denn die Herkunftsländer wollen sie auch nicht wieder haben!

Schwierig, sich in dieser Situation klar zu positionieren: Im Zweifel auf jeden Fall für Menschlichkeit und Menschenwürde!

Gestern sah ich einen Bericht über eine private Initiative, die ein Schiff gekauft hat und nun mit gespendeten Geldern los fährt, um Flüchtlinge auf dem Meer zu retten. Hut ab!

So, das musste mal raus!