Diese Frage trieb mich letzte Nacht um und veranlasste mich, mein Leben mit Hinblick darauf noch einmal aufzurollen.
Mein erstes, im wahrsten Sinne des Wortes einschneidendes Erlebnis zu diesem Thema war der Verlust eines Backenzahnes und muss sich zugetragen haben, als ich etwa 19/20 Jahre alt war und in Münster studierte. Ich suchte einen Zahnarzt in der Stadtmitte auf (sein Nachname begann mit einem „W“, ich will meine Gehirnzellen nicht länger damit beschäftigen, mich an seinen vollständigen Namen zu erinnern). Auf jeden Fall baute er mir nach der Entfernung des besagten Zahnes eine Brücke in meinen Mund ein und vergoldete mir nicht nur die beiden Pfeiler, sondern gleich noch weitere 11 (elf!) potentielle Brückenträger und finanzierte damit vermutlich sein Hobby, die Großwildjagd (ich hörte während der Behandlung einmal ein Telefongespräch zu diesem Thema mit).
Ich war skeptisch, was den Umfang der Behandlung anging und befragte meine Eltern und auch die zuständige Krankenkasse, ob das alles so seine Richtigkeit hätte. Von beiden Seiten wurde mir zugeredet und die traumatische Behandlung begann. Offensichtlich machten sich die Krankenkassen zu der Zeit noch keine Sorgen um ihr Budget.
Im Nachhinein würde ich diesem Doktor gerne noch einmal das Gebiss lockern….um im Bild zu bleiben.
Nun ist mir das eigentliche Anliegen dieses Artikel etwas entglitten.
Ja, also der Verlust dieses Zahnes ist mir als erstes Alterungszeichen tief im Gedächtnis geblieben.
Mit 30 musste ich mich – wie ich fand verfrüht – damit auseinandersetzen, dass meine Haarfarbe ins Graue abdriftete. Nun kann man/frau diesem Problem relativ einfach mit Chemie beikommen und so umgab ich mich in den folgenden Jahren mit verschiedenen Farbnuancen, bis ich schließlich bei „silberblond“ ankam und bis heute blieb. Dabei freut es mich tierisch, wenn andere das für meine Naturhaarfarbe halten!
Circa 1o Jahre später war es soweit: nachdem ich das Kleingedruckte nur noch mit Lupe lesen konnte und auch im Allgemeinen immer eine starke Lichtquelle zum Entziffern der Schrift benötigte, war die erste – und dann im 2-Jahres Rhythmus eine jeweils der neuesten Sehschwäche angepasste Brille fällig.
„Wenn du mit 50 morgens aufwachst und dir tut nichts weh, dann bist du tot“, hat mal irgendjemand gesagt. Da ist wohl was dran. Aber da ich mich jetzt schon mehr der Gegenwart nähere, beende ich meine kurzen Überblick über die physischen Veränderungsprozesse, die sich als ganz offensichtliche und eindrückliche Erfahrungen von älter werden eingebrannt haben und wahrscheinlich von jedem/jeder in ähnlicher Weise durchlebt werden.
Auch wenn es sich im Nachhinein alles etwas launig anhört, so waren diese Erfahrungen doch allesamt schmerzhaft und brauchten eine Weile, bis sie mit Humor betrachtet werden konnten. Allen gemeinsam ist das Gefühl von Verlust, Verlust und Unwiderbringlichkeit. Die gute Nachricht: Ich habe sie und alle anderen „Abgänge“ überlebt!
Bis dahin in „alter Frische“