Nähmest du mich?

Nähmest du mich

Mann, der morgen meine Wege kreuzen und mein Herz erwärmen könnte

Nähmest du mich, mich allen meinen Narben auf der Haut und auf der Seele

mit meinen mühsam nur geschlossnen Wunden, die sich im Falle eines Falles

blutig wieder gegenwärtigen

Und nähme ich dich,

du, dessen Risse in des Lebens Laufe ich nicht kenne, dessen Sprache ich erst lernen muss

Nähme ich dich, dessen Täler ich nicht mit durchschritten, dessen Höhen ich nicht mit dir feiern konnte

Du, dessen junge Haut ich nicht gekannt, du, den die Jahre zeichneten und prägten

du, dessen Kraft allmählich schwindet, wie die meine

Und du?

Wie schautest du mich an?

Fänd‘ ich Sehnsucht in deinen Augen nach etwas, das schon längst vergessen schien?

Oder die Abgeklärtheit eines gelebten Lebens

Säh‘ ich Hoffnung, Aufbegehren, Trotz

gegen alle Routine, gegen alle Erfahrung, gegen all die Jahre

Nähmest du mich, nähme ich dich,

so wie wir sind

nähmen wir uns an, ließen wir uns ein

auf was immer in uns, mit uns möglich ist?