Mein Besuch auf der Frankfurter Buchmesse

Nichts ist so langweilig wie die Nachricht von gestern. Ich weiß, ich weiß…Trotzdem will ich euch heute noch von meinem Besuch auf der Frankfurter Buchmesse am 14. und 15. dieses(n) Monats berichten. Meine Reise nach Frankfurt gehört nämlich zum einen zu den besonderen Unternehmungen, die ich schon längere Zeit im Kopf und bisher nicht in die Tat umgesetzt hatte/habe und ist es zum anderen auch wert, dass ich ihr einen Beitrag widme.

Als ich vor jetzt schon Eindreivierteljahren begann, diesen Blog zu schreiben, gab ich meinem ersten Beitrag den Titel „Jetzt geht’s los“. Damals, ja ich kann und muss schon von damals sprechen, nahm ich mir vor, noch mal zu schauen, was in meinem Leben noch möglich ist, welche Träume oder auch kleineren Wünsche ich noch habe und verwirklichen möchte. Der Besuch der Frankfurter Buchmesse gehörte zu diesen kleineren Wünschen, obwohl ich ihn da nicht explizit genannt habe, wenn ich mich recht erinnere.

107 Artikel weiter (ich bin ganz darüber weggekommen, mich zu meinem 100. Beitrag entsprechend zu feiern bzw. feiern zu lassen!), sind viele Wünsche und Träume geblieben oder auf der Strecke verendet, aber diesen einen habe ich mir jetzt erfüllt.

Also startete ich am 14.10. frühmorgens – der Zug ging um 8:23 Uhr, und das ist für mich an einem Samstag sehr früh – Richtung Bahnhof. Da die Busfahrt in meinem Zugticket enthalten war, machte ich mich zwecks Kostendämpfung auf den Weg zur Bushaltestelle. Ich hatte vorausschauend mit einkalkuliert, dass die Osnabrücker Busfahrer sich wohl mit Rücksicht auf die zugezogenen neuen Mitbürger aus anderen Kulturkreisen in letzter Zeit nicht mehr an die angegebenen Abfahrtszeiten halten und bin etwas früher losgegangen. Nicht auf die letzte Minute, wie sonst üblich, was sich als notwendig erwies, denn der Bus kam tatsächlich 2 min früher an und fuhr dementsprechend auch früher – mit mir – weiter. Am Bahnhof versorgte ich mich wie üblich, wenn ich auf Reisen gehe, mit einem koffeinfreien Cappuccino und einem neuen Rätsel- und Sudoku-Heft, unabdingbare Zutaten einer gelungenen Reise. Die „Zeit“ ließ ich diesmal aufgrund  der Unannehmlichkeiten, die ich vor einem Jahr während einer Zugfahrt erlitten hatte, als ich lesen wollte (ich berichtete darüber „Zeit im Zug“), zu Hause.

Zwei Voraussetzungen für meine Reise waren bis dahin erfüllt: Ich hatte den Bus zum Bahnhof erreicht, was nicht selbstverständlich ist, und mich mit dem notwendigen Proviant (neben dem Cappuccino ein selbstgemachtes Bütterken) versorgt. Und, oh Freude, der Zug kam pünklich. Nun, die anfängliche Freude über diese Tatsache wich schnell der Ernüchterung, als ich den von mir in weiser Voraussicht reservierten Platz aufsuchte. Er war besetzt. Dort saß bzw. schlief ein Junge glückselig vor sich hin. Ein freundlicher Mann gegenüber, augenscheinlich ein türkischer Mitbürger, wobei ich dies explizit erwähne als Gegengewicht zu den vielen ausländerfeindlichen Äußerungen, die sonst das Netz überschwemmen, bot mir sofort seinen Platz an. Das war letztlich nicht nötig, da ich einen weiter noch Unterschlupf fand, oder wie oder was „Asyl“. So weit, so gut. Leider stellte sich meine Platzwahl bzw. -reservierung in diesem Fall als ungünstig heraus, da ich und  alle anderen Mitreisenden des Wagens 21 an dem feucht-fröhlichen Treiben eines Trupps bereits schon um diese Uhrzeit an- bis betrunkener junger Männer teilhaben durften, die sich abwechselnd in der Lautstärke ihrer Unterhaltung bzw. beim Mitsingen eingespielter deutscher Schlager und Trinklieder gegenseitig überboten. Da der Zug schon rappelvoll war, gab es kein Entrinnen. Also, man mag mich für eine Spaßbremse halten, kann ich dann auch nichts dran ändern, aber im Zug und dann am frühen Morgen habe ich doch lieber etwas Ruhe! Gott sei Dank oder wem auch immer, musste oder in diesem Fall durfte ich in Dortmund umsteigen in den ICE nach Frankfurt. Dort war es zunächst angenehm ruhig, bis  mir gegenüber ein junges Mädchen Platz nahm, die sofort ihr Smartphone hervorholte und dann die gesamte Strecke bis Frankfurt  mit ihrer Freundin telefonierte. Es ging um nichts weniger als existentielle Fragen, ob besagte Freundin ihren Eltern mitteilen sollte oder konnte, dass sie das von den Eltern bevorzugte Studienfach nicht studieren wolle. Später wurden dann auch noch für alle unüberhörbar  beziehungsrelevante Fragen abgehandelt. Ich kam mir vor wie damals, als ich freitagsabends am Radio saß und Dr. Sommer die Anrufe liebeskranker Jugendliche beantwortete. Nun, an den Themen hat sich seither wenig geändert.

Während der Fahrt versuchte ich mich auf das Programm der Buchmesse zu konzentrieren, das ich mir am Vorabend noch ausgedruckt und schon mal sondiert hatte. Leichter gesagt, als getan bei der unglaublichen Anzahl von Veranstaltungen. Ich schaffte es, mir für den Samstagnachmittag schon mal ein kleines Programm zurechtzulegen.

Gegen 12:45 Uhr erreichte ich Frankfurt. Da ich nicht wusste, dass man sein Gepäck auf der Messe deponieren konnte, fuhr ich zunächst zum Hotel und checkte ein: Hotel Radisson Blue, liegt an der Tramlinie 7, die auch an der Messe hält, also ganz praktisch. Keine Angst, das Hotel fand ich für Frankfurter und Messeverhältnisse günstig (82, 00 Euro inklusive Frühstück). Sehr schönes Zimmer mit Ausblick und endlich mal eine große Dusche, in der man oder frau sich auch mal umdrehen kann. Keine Zeit für längere Betrachtungen, denn ich wollte ja schnell zur Messe. Um 14:30 Uhr zu der ersten von mir ausgewählten Lesung. Kam erst um 14:50 Uhr an und vernahm nur noch die letzten Worte des Autors….Um 15:30 Uhr war am selben Ort die nächste Veranstaltung angekündigt: eine Diskussionsveranstaltung von 3 SAT zu der Frage, ob Fersehserien den Roman ablösen oder überflüssig machen würden. Ich blieb gleich auf meinem Platz sitzen, denn die Plätze waren begrenzt und ich hatte keine Lust, der Veranstaltung im Stehen zu lauschen. Die Vorbereitungen liefen. Fernsehkameras und Scheinwerfer wurden ausgerichtet. Und dann trat er auf die Bühne: Gerd Scobel. Er hat vor einigen Jahren Sonntagmorgens die Sendung „Sonntags“ im ZDF moderiert, was mir damals gut gefallen hatte. Jetzt hat er u.a. auf 3SAT eine eigene Sendung „Scobel“ zu gesellschaftspolitischen/philosophischen Fragen. Naja, was soll ich sagen? Einerseits schon interessant, die Menschen aus dem Fernsehen live zu erleben, andererseits die Erkenntnis, dass es auch nur Menschen sind…Das Thema rieß mich nicht vom Hocker, nein im Gegenteil, es vertrieb mich von selbigem und ich zog weiter.

Als nächstes fuhr ich mit einem der in kurzen Abständen fahrenden Shuttelbussen zum Pavillon des diesjährigen Ehrengastes Frankreich, für mich als Frankophile der Hauptgrund, nach Frankfurt zu fahren. Dort hatte ich das große Vergnügen, den Interviews mit den AutorInnen Marie NDiaye und Atiq Rahimi (s. unten) über ihren literarischen Schaffensprozess zuzuhören.

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Anschließend erkundete ich noch ein wenig das Gelände und gönnte mir draußen auf dem Gelände ein paar Nürnberger Rostbratwürstchen, die mein Portemonnaie nicht so sehr belasteten. Noch unschlüssig, wie ich den Abend verbringen sollte (im Bahnhofsviertel, wo eine Buchmessenparty stattfinden sollte, oder im Hotel), landete ich an der Kasse zu der Abendveranstaltung mit Dan Brown, der um 19:00 Uhr seinen neuen Roman „Origin“ vorstellen würde. 25 Euro sollte das Ganze kosten und das war mir eigentlich zu viel. Da sprach mich eine junge Frau an, sie hätte noch eine Eintrittskarte. Ich sagte ihr, dass mir 25 Euro zu viel seien, nachdem ich schon 30 Euro Messeeintritt bezahlt hätte. Sie antwortete mir: „Nein, ich schenke Ihnen die Karte“. Ich stutzte. Sie fügte hinzu…. wenn ich wollte, könnte ich ihr natürlich auch etwas geben (sie erklärte mir noch, dass es ihrem Freund nicht gut ginge und dass er deshalb nicht an der Veranstaltung teilnehmen könnte). Also zog ich 10 Euro aus dem Portemonnaie und gab sie der strahlenden Frau, die sogleich zu ihrem Freund lief und ausrief: „Siehst du, meine Taktik hat Erfolg gehabt“. Hat sie. Mir ist es gegangen wie erwiesenermaßen den meisten Menschen, wenn sie etwas geschenkt bekommen: Sie wollen etwas zurückgeben. Macht auch nichts, denn es war ein gelungener Abend. Während der Schauspieler Wolfram Koch, bekannt u.a. als Hauptkommissar Paul Brix im Tatort Frankfurt, zwischendurch gekonnt einige Passagen aus dem Roman vortrug, erzählte Dan Brown, dessen Bücher (z. B. Der Da Vinci Code) ich nur vom Hören-Sagen kannte, kurzweilig über die Entstehung seines Romans. Wie gesagt, für mich ein Highlight der Buchmesse! Es geht in dem Roman übrigens um die tiefgründige Frage, ob Gott die Wissenschaft überleben kann.

20171014_190634 (002).jpgAm nächsten Morgen ging ich nach einer erholsamen Nacht in diesem schönen Hotelzimmer (ich mag das schon, mal nett außerhalb zu nächtigen, frau ist mal ganz weit weg vom sonstigen Alltag) mit etwas gemischten Gefühlen in den Frühstückssaal, d.h. zunächst musste ich mich bei einer Dame als Gast des Hauses zu erkennen geben. Ich sagte ihr, dass ich ein sogenanntes Kontinentales Frühstück bestellt hätte. Das war insofern richtig, als im Internet für den Preis von 82,00 Euro nur eben ein solches Frühstück (bestehend aus einem Heißgetränk, Brötchen oder Brot mit Marmelade) enthalten sein würde. Die Frau reagierte nicht auf meine Aussage und schickte mich in den Frühstücksraum. Ich suchte mir einen Platz und rief eine Kellnerin herbei. Ich fragte sie, wie das mit dem Frühstück funktionieren würde, da ich dort nur Menschen sah, die sich am Büffet bedienten. Sie sah mich einigermaßen verständnislos an und meinte, bei ihnen gäbe es nur Büffet und ich sollte mich bedienen. War mir recht so. Ich wäre mir schon ein wenig komisch vorgekommen, hätte man mir inmitten aller Büffetisten ein mikriges „kontinentales Frühstück“ serviert.

Dann startete ich wohlgesättigt in den zweiten Teil meines Messebesuchs. Ich hörte mir zunächst unter dem Titel „Druckfrisch“ Rezensionen des Literaturkritikers Dennis Scheck an.

Ganz wichtig war mir, Adele Neuhauser zu sehen und zu hören. Ihr kennt sie wahrscheinlich als Tatortkommissarin „Bibi“ an der Seite von Harald Krasnitzer. Ich mag sie sehr gerne als Darstellerin, aber sie hat mir auch in Natura sehr gut gefallen, für meine Begriffe sehr authentisch. Sie hat ihre Biografie vorgestellt.

Ja, und das war es dann auch schon, aber ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letzter Besuch auf der Buchmesse gewesen sein wird. Unabdingbar ist, dass man sich im Vorfeld mit dem Programm beschäftigt und sich Veranstaltungen heraussucht. Man/frau hat die Qual der Wal, das stimmt, aber Autoren so hautnah zu erleben, die Chance hat man auch nicht jeden Tag. Auf jeden Fall würde ich mir das nächste Mal mehr Zeit nehmen und schon Freitags anreisen, damit mir der ganze Samstag und der halbe Sonntag zur Verfügung stehen. Es gibt so viel zu sehen und hören. Bis zum Abwinken…

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Also mein Fazit: Wer Bücher liebt, der sollte sich wenigstens einmal im Leben die Frankfurter Buchmesse anschauen. Es lohnt sich. Man/frau sollte sich gut vorbereiten und die Veranstaltungen mit Bedacht aussuchen. Ich würde sagen, weniger ist mehr!

Viele Grüße

und vielleicht auf einer der nächsten Buchmessen

Eure Claudia

 

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