Schlagwort-Archive: Umgang mit dem Sterben

Und dann bist du einfach weg

Und dann

bist du

einfach

weg

aus den Augen

aus dem Hier und Jetzt

auf dem Weg

in eine andere Welt

ein anderes Sein

ein neues Heim

in eine neue Gestalt?

Es war wie gestern

als ich dich

zum letzten Mal sah

friedlich in deinem Bett

so schien es

wenn dort nicht dein Röcheln

den Raum erschaudern

und unser Schweigen gefordert hätte

um dich stille auf

auf deinem letzten Weg

zu begleiten

dir die Hand zu halten

schweigend ein Gebet zu sprechen

und dich einem Höheren

zu übergeben

ich betrachtete dich in diesem

scheinbaren

Frieden

denn du kämpftest um jede Sekunde

in diesem Leben

sagten die Ärzte

du hattest Angst

vor dem

was da kommen könnte

und musstest dich doch beugen

alles schien so friedlich

alles schien so natürlich

so richtig

aber was ging in dir vor

was hättest du uns noch sagen wollen

hättest du uns deine Wut, deine Angst deine Verzweiflung

entgegengeschrieen

oder hättest du mit uns noch deine Erinnerungen geteilt

und schließlich dem Leben den Abschied erklärt?

Oder war es so besser

dir den Frieden des Opiats zu schenken

und die Angst zu lindern?

Als es vorbei war

sagten wir:

Jetzt hat er es geschafft

Ja, aber was wissen wir schon von dem,

was sich abspielt in diesen letzten Tagen, Stunden, Sekunden?

Was bleibt

Die Trauer, die Verzweiflung, der Zorn

Auf den Tod,

Der euch den Mann, den Vater, den Opa

Aus euren Armen nahm

der zarte Trost

dass das Leid nun ein Ende hat

Dass es keines Wortes mehr bedarf

Dass sich der Lebenskreis vollendet hat

und du bleibst in unseren Herzen

Mit allem, was du für uns warst

Mit deinen Stärken und Schwächen

Mit den Höhen und Tiefen

Deines Lebens

Und mit deiner Liebe

Und du bleibst in unseren Herzen

Dort sehen wir dich

Dort fühlen wir dich

Dort bist du

Für immer

Wir müssen darüber reden…aber wie ?

Wie gehe ich als Außenstehender mit der Diagnose Krebs um?

Kürzlich las ich einen Blogbeitrag, in dem die Autorin darüber berichtete, dass der ehemalige amerikanische Präsident Barak Obama dem 81jährigen Politiker John McCain, der an Krebs erkrankt ist, geschrieben haben soll, dass er stark sei und die Krankheit besiegen würde. An diesem Beispiel diskutierte die Autorin, ob es nicht sinnvoller sei, den Erkrankten statt mit Durchhalte- und Kampfparolen unter Druck zu setzen, es ihm zu ermöglichen, sich auch mit dem möglichen Tod auseinanderzusetzen, sich zu verabschieden und seine letzten Dinge zu regeln.

Spontan habe ich gedacht…, ja, was habe ich eigentlich gedacht? Ich habe gedacht, dass es kein pauschales Rezept für den Umgang mit einer eventuell tödlichen Krankheit weder für den Betroffenen selbst, noch für seine Umgebung gibt.

Wir reden so viel über Selbstbestimmung auch in Bezug auf das eigene Sterben und in diesem Sinne müsste es auch das Recht des Betroffenen sein, selbst zu entscheiden, wie er mit der Diagnose und allem Weiteren umgeht, ob er „in den Kampf zieht“, oder ob er oder sie sich in erster Linie mit dem möglichen Tod beschäftigt. Eine Freundin erkrankte vor einigen Jahren an Brustkrebs und für sie war es von vornherein klar, dass sie kämpfen wollte. Sie wollte leben und das hat sie angetrieben und ihr die Kraft gegeben, die Chemotherapie durchzustehen. Sie hat es geschafft. Ob das allerdings allein ihrem Willen zuzurechnen ist, kann ich nicht behaupten. Die Blogschreiberin meint, es gäbe keine gesicherten Erkenntnisse darüber, dass der Wille „Berge versetzt“ und Heilung bewirken kann. Vielleicht nicht, aber ich bin auch davon überzeugt, dass eine positive Lebenseinstellung die Heilung sehr unterstützen kann. Aber, ja aber, wer weiß schon, ob nicht schon in der Anlage der Krankheit ein Scheitern oder ein Besiegen enthalten ist? Und ob nicht auch ein Mensch, der sich der Krankheit schon ergeben hat, nicht auch überleben kann.

Ich finde, wie schon gesagt, dass es nur ganz persönliche Anworten auf diese schwere Prüfung geben kann! Manch einer zieht sich in sich selbst zurück, ein anderer muss sich mitteilen. Kurz gesagt: Man stirbt so, wie man gelebt hat. Ich habe genetisch und durch meine Lebenserfahrungen gewisse Verhaltensmuster und Konfliktlösungsmechanismen mitbekommen, die ich vermutlich im Umgang mit der Krankheit nicht ändern werde. Halt! Stimmt nicht so ganz, denn es gibt immer wieder Fälle, in denen Menschen ihr Leben noch einmal ganz umkrempeln nach einer lebensbedrohlichen Krankheit.

Warum es mir wichtig war, diesen Beitrag zu schreiben?

Ich denke, wie schon oben gesagt, dass jeder Mensch einen anderen Umgang mit dieser Frage hat, als Betroffener oder naher Angehöriger. In erster Linie muss der Betroffene selbst entscheiden können, wie er sich verhält und was für ihn am Besten ist. Wer will jemandem in einer lebensbedrohlichen Situation vorschreiben wollen, wie er /sie sich zu verhalten hat. Ich meine, als Außenstehende sollten wir die betroffene Person bestmöglich begleiten und unterstützen auf ihrem Weg, sensibel hinhören oder erfühlen, was sie sich wünschen oder brauchen.

Auch für Angehörige oder Nahestehende ist eine solche Situation extrem schwierig, weil man so hilflos ist. Es fällt uns wahrscheinlich leichter, Ermutigungen auszusprechen, als mit dem Erkrankten über das mögliche Sterben zu sprechen. Aber wenn es keine Heilung mehr gibt, was dann?

Ihr seht, ich habe auch keine Lösung. Nur, Druck auszuüben in die eine oder andere Richtung, halte ich für falsch, auch wenn es uns als Nichtbetroffenen damit besser ginge und wir meinen, es wäre für den Kranken auch besser, sich so oder so zu verhalten.

Selbstbestimmung für den Kranken, so weit es möglich ist, und liebevolle Begleitung auf seinem Weg, so mein Plädoyer.

Es grüßt euch

Claudia