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Irgendwas ist ja immer…immer noch die Zähne

.. heute finden wir uns wieder ein im Sprechzimmer meines Zahnarztes. Nein, dort nicht mehr! Es ist jetzt mehr als ein Jahr her, dass ich über den Versuch meines Zahnarztes berichtete, mir eine neue Brücke einzusetzen. Heute gibt es keine Brücke mehr und auch der letzte Pfahl in der Brandung, der  Zahn rechts außen unten hinten, hat das Zeitliche gesegnet und ist nicht plötzlich und unerwartet, sondern nach langem Hin- und Her in den Himmel für lang- und schließlich ausgediente Beißwerkzeuge eingegangen. Ich möchte dem geneigten Leser die Details ersparen, die mich dazu bewogen bzw. genötigt haben, „meinen“ Zahnarzt zu wechseln. Wie gesagt, ein Abfolge von Irrtümern, Behandlungsfehlern, inkompetenten Zahnlaboren…Das wäre eine eigene Geschichte wert.

Dafür ist aber keine Zeit. Die jetzt nicht näher betrachteten widrigen Umstände zwangen mich dazu, in die Zukunft zu sehen und das jetzt erforderliche und mögliche abzuklopfen:

Der Status: wie gesagt, die letzten beiden Zähne unten rechts fehlen. Die beiden davorliegenden Zähne wurden neu überkront. Einer von ihnen bereitet schon wieder geringfügige Schmerzen, so dass ich das Schlimmste befürchte. Aber alles der Reihe nach.

Ich hatte nach der ernüchternden Bestandsaufnahme die Wahl zwischen einem Teilgebiss und dem Einsetzen von Implantaten für die letzten beiden jetzt fehlenden Zähne und entschied mich für Implantate. Für ein (Teil-)gebiss fühle ich mich einfach noch zu jung. In mir reifte nicht zuletzt nach Gesprächen mit Menschen, die Ähnliches erlitten hatten, der Entschluss, den Zahnarzt nun endgültig zu wechseln.  Den Kostenvoranschlag ließ ich mir noch ihm machen. Dann recherchierte ich im Internet, welche Zahnärzte sich durch Erfahrung und gute Bewertungen bei der Implantation auszeichneten und wurde auch fündig. Ich vereinbarte einen Termin. Es wurden diverse Voruntersuchungen gemacht und der Zahnarzt klärte mich über das weitere Vorgehen auf. Ich erhielt einen Kostenvoranschlag, der um 1 000 Euro niedriger lag als der von „meinem“ Zahnarzt (noch ein Grund mehr für einen Wechsel).

Der Termin für das Einsetzen der Metallstifte als Träger für die Kronen wurde festgesetzt.

Vorgestern war es dann soweit.

Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht, in der ich alle möglichen Komplikationen im Kopf hin und herwälzte, reiste ich zu der Zahnarztpraxis/-klinik an. Ich spreche von Anreise, weil sie sich schonmal als kompliziert darstellte: Der ausgewählte Bus schlug unversehends eine andere als die vorgesehene Route ein und eine angenehme Stimme teilte den Fahrgästen eben diesen Umstand mit und bat um Verständnis. Dies hatte zur Folge, dass die Haltestelle, an der ich eigentlich hätte umsteigen müssen, nicht angefahren wurde. Meinen Berechnungen zufolge müsste es aber auch funktionieren, an der darauffolgenden Haltestelle aus- und umzusteigen. Leider wurde auch dieser Plan jäh zunichte gemacht, denn diese Haltestelle wurde ihrerseits von in den umzusteigenden Bus wegen einer Baustelle nicht bedient. Jetzt war ich bedient…An dieser Stelle muss ich mich ausdrücklich loben, denn ich hatte dieses Mal alles so geplant, dass keine Hektik ausbrechen sollte und ich in aller Ruhe mein Ziel würde erreichen können. So blieb mir noch Zeit genug,  ein Taxi zu rufen und zur Praxis zu fahren.

Dort angekommen, wurde ich sehr freundlich empfangen. Mit dem neuesten Modell eines 3D Röntgengeräts wurden die genauen Punkte ermittelt, an denen die Metallstifte später eingesetzt werden sollten. Mit mehreren Betäubungsspritzen wurde mein Kiefer rechtsseitig in kürzester Zeit lahmgelegt und ich in den OP geführt. War es der Eindruck dieses Raumes oder die Wirkung des Betäubungsmittels? Mir wurde ganz anders und mein Herz pochte wie wild, als wolle es sein angestammtes Territorium verlassen. Einige Minuten in Kopf-unten-Füße-oben-Lage und einem kühlen Tuch auf der Stirn beruhigte sich mein Kreislauf zum Glück. Der Zahnarzt brachte mich wieder in eine Kopf-oben-Füße-unten Sitzhaltung. Man hatte mir zuvor schon ein Operationstuch auf den Kopf gelegt, damit ich zwar alles hören, aber nichts sehen konnte. Auf meinem Bauch wurden Skalpell und andere OP-Werkzeuge abgelegt. Ich hörte, wie der Arzt mit den Geräten hantierte, während er erklärte, dass ich nach diesem Eingriff zu meinem Zahnarzt gehen würde – ich versuchte, ein „nein“ hervorzubringen, schaffte es aber nur, einen für den Arzt unverständlichen Laut zu produzieren, den der Arzt nicht zu deuten wusste. Den Kopf zu schütteln wagte ich nicht, denn ich war mir nicht sicher, ob der Arzt nicht schon mit einem Skapell über meinem Gesicht schwebte und im Ansatz hielt. Also sprach er weiter, „mein“ Zahnarzt würde mir dann die neuen Kronen ansetzen. Ich war verzweifelt und versuchte wiederum zu protestieren. Dieses Mal schüttelte ich so heftig, wie es mir gerade noch vertretbar, schien den Kopf. Der Arzt wurde aufmerksam und fragte „nein?“. Ich schüttelte wieder. Achja, seine Antwort, wir haben das ja anders verabredet. Wir machen das hier. Ist ja auch besser! Ich sank entspannt in mir zusammen…

Dann begann eine etwa 10 – 15 Minuten dauernde Prozedur mit Bohrer, Schraubendreher, Metall(ab-)schneider oder so ähnlich und anderen Gerätschaften, die der Arzt einem anwesenden anderen Arzt, der offensichtlich in die Technik der Implantation eingeführt wurde, erläuterte. So erfuhr ich nebenbei auch, was passierte, soweit ich es nicht am eigenen Leib erfuhr. Insgesamt war alles erträglich. Mir brummte anständig der Schädel, aber ansonsten blieb ich unversehrt. Zwischendurch erkundigte sich der Arzt immer wieder nach meinem Befinden, strich mir über den Oberschenkel und sagte, dass alles nach Plan liefe. Nun könnte ich hier, wenn ich böswillig wäre, den # metoo einfügen, aber nein, diese kleine Geste war völlig o.k. und beruhigte mich.

Nach einer kurzen Pause wurde erneut ein Röntgenbild gemacht, um zu sehen, ob die Stifte auch richtig sitzen. Alles in Position.

Zum weiteren Vorgehen:

Nächste Woche Fäden ziehen

In ca 3 Monaten (so lange dauert der Heilungsprozess) erneutes Öffnen des Zahnfleisches und Anpassen bzw. später Einsetzen der Kronen. Nach der ersten Erfahrung sehe ich diesmal optimistisch in die zahnärztliche Zukunft.

Heute, zwei Tage später, habe ich noch eine Beule in der rechten Wange, aber sie klingt schon wieder ab. Die Wundschmerzen halten sich in Grenzen. Bei der Nahrungsaufnahme muss ich noch vorsichtig sein….am besten Flüssiges und Weiches. Diese Woche keine größeren Anstrengungen.

Nach den Operationen am Fuß und an beiden Augen im letzten Jahr habe ich nun auch wieder neue Erfahrungen im Bereich Zahnmedizin und Implantationen gesammelt, die hoffentlich weiterhin so positiv verlaufen.

Ich muss mich jetzt noch offiziell von „meinem“ Zahnarzt verabschieden. Kurze und schmerzlose schriftliche Mitteilung soll es werden. Das ist der unangenehme aber erforderliche Schritt nach all dem, was mir zugestoßen ist.

Was für ein Bild möchtet ihr heute von mir haben?

Ach, ich glaube, ich verzichte….

 

 

 

Prophylaxe

Schon mal gehört? Prophylaxe gibt’s ja überall: Gesundheitsprophylaxe, Krisenprophylaxe, Profilaxe usw usf.

Bei mir persönlich findet Prophylaxe im Allgemeinen nur beim Zahnarzt statt, meine Zähne sind mir schließlich „heilig“, und all die anderen Ratgeber fürs Leben lasse ich meist links oder rechts liegen. Frau weiß beim Lesen nach kurzer Zeit sowieso nicht mehr, was sie tun und nicht lassen kann…Jeder weiß es besser.

Zurück zu meiner Prophylaxe.

Da bin ich konsequent: einmal im Jahr findet eine Grundreinigung statt. Bisher hatte ich von meinem Zahnarzt immer gute Pflegenoten bekommen und heischte nach einer Bestätigung durch meinen neuen Zahnarzt und dessen Helferin. Nun, letztere bestätigte mir bei der Durchsicht lediglich, dass ich an die tiefen Stellen im Zahnfleisch mit der Bürste gar nicht ran käme. Also nur Teilentlastung.

Dann werde ich per Knopfdruck in eine liegende Position gebracht, die jeden Widerstand sogleich zwecklos macht, und ein Rotor beginnt in meinem Mund sein Unwesen zu treiben. Unaufhörlich bohrt er sich unter mein Zahnfleisch, während der Absauger vergeblich gegen die Wassermassen, die meinen Mund überschwemmen, ankämpft. Bevor ich absaufe, reiße ich verzweifelt meinen linken Arm in die Höhe – mit dem anderen hätte ich zweifelsohne die Zahnartzhelferin vom Hocker geholt – und sie gewährt mir,  auch aus Selbstschutz, eine kurze Schluck- und Atempause.

Anschließend kommt sie mit dem Skalpell für Zahnärzte und ritscht und ratscht von oben nach unten jedes Körnchen Zahnstein weg und zeigt mir auch noch stolz das Ergebnis.

Dann wird noch poliert und ich gebe mich der Hoffnung hin, dass ich mich jezt entspannen kann, denn in meinem Mund verbreitet sich ein angenehm frischer Pfefferminzgeschmack.

Als ich mich also schon am Ende der Behandlung wähne, und der Blutdruck sich langsam wieder auf sein normales  Niveau einpendelt, fragt mich die Zahnarzthelferin, ob ich schon „Air Flow“ kennen würde. Ich verneine. Ich hätte zwar schon mal davon gelesen im Angebotsspektrum der IGEL-Leistungen meines vorherigen Zahnarztes, (der inzwischen wegen Insolvenz das Land verlassen hat, wahrscheinlich weil nicht genügend PatientInnen von diesen Sonderleistungen Gebrauch gemacht hätten), wüsste aber nicht genau, was das ist. Sie erklärt, dass man damit Verfärbungen entfernt, und die Zähne anschließend wieder in strahlendem Weiß erscheinen. Naja, kann mir nur recht sein. Das schaffe ich dann auch noch.

Daraufhin cremt sie mir die Lippen ein und zieht über dieselbigen eine Plastikapparatur, die die Lippen schützen und gleichzeitig meinen Mund offensichtlich weit geöffnet halten soll. Schade, dass ich davon keine Selfie machen konnte. Das wär ein schönes neues Bild geworden für die Social Media. Scherz beiseite, Mund weit aufhalten bei notorischer Verspannung der Nacken- und Kiefermuskulatur ist eine Tortur an sich. Dann wird mir noch das Gesicht verhängt mit einem Tuch, und die Zahnarzthelferin bittet mich, die Augen während der Behandlung auch schön gesschlossen zu halten. Was kommt denn jetzt noch?

War ich  mir eben noch sicher, mich auf dem Behandlungsstuhl meines neuen Zahnarztes zu befinden, fühle ich mich augenblicklich in einen Sandsturm in der Sahara versetzt, als sich ein Sandstrahlgebläse in Gang setzt und mir gefühlt nicht nur den gesamten Zahnschmelz von meinen Zähnen entfernt, sondern auch noch in jeden Winkel meines Mundes eindringt und eine feucht-sandige Masse hinterlässt. Inzwischen sehe ich ein, dass die von mir gerade noch mit einem geistigen Kopfschütteln bedachten Sicherheitsmaßnahmen der Erhaltung meines Lebens dienen und schenke meiner Zahnartzhelferin einen dankbaren Blick, als sie mir das Tuch wieder vom Gesicht nimmt und ich feststelle, dass ich weitgehend unversehrt wieder auf meinen Zahnarztstuhl zurückgekehrt bin.

Als ich endlich ausspülen darf, stelle ich fest, dass das Becken, das die Sand-Speichelmischung aufnehmen soll, sowohl, was seine Höhe als auch den Winkel zum Behandlungsstuhl angeht, nur schwer erreichbar ist, so dass ich bei dem Versuch, den Becher zum Ausspülen zu erreichen, halb aus dem Stuhl falle und mit dem Kinn auf dem Beckenrand lande. Ich erinnere mich an das Gefühl, als ich vor Jahren mit meinem Sohn in einen Vergnügungspark gefahren bin, in dem ein überdimensionales Haus aufgebaut war, um zu demonstrieren, wie sich kleine Kinder angesichts der fast unerreichbaren Möbelstücke fühlen. Auch die Zahnarzthelferin räumt ein, dass es sich wohl um  eine Fehlkonstruktion handelt. Jetzt wird mir auch blitzartig klar, warum sie mir nicht schon früher die Möglichkeit angeboten hat, den Mund zu spülen. Mit letzter Kraft gelingt es mir, den Becher zu ergreifen, an meinen Mund zu führen und mich endlich vom Saharasand zu befreien.

Geschafft.

Zu Hause angekommen, schaue ich neugierig in den Spiegel und bins zufrieden. Hat sich dann doch gelohnt, die Tortur. Und bis zum nächsten Jahr ist es noch lange hin!.

Viel Spaß bei der nächsten Prophylaxe!