Vor kurzem habe ich dieses Buch erwähnt. Macht aber wenig Sinn, wenn ihr nicht ein wenig darüber erfahrt, was drin steht!
o.k. also weiter unten die Kurzbeschreibung des Dörlemann Verlags:
Sigismund Krzyżanowski
Der Club der Buchstabenmörder (1925/26)
Wortspieler und Stilkünstler: Ein großer Unbekannter der russischen Moderne
Der Club der Buchstabenmörder ist eine Geheimgesellschaft im Moskau der 1920er Jahre. Jeden Samstag treffen sich die Mitglieder in einem Raum voller leerer Bücherregale. Sie erzählen einander Geschichten, eine phantastischer als die andere, aber nichts darf auf Papier gebannt werden – Buchstaben sind Ideengefängnisse und müssen zerstört, Manuskripte verbrannt werden. Darüber sind sich alle einig, doch das gegenseitige Misstrauen wächst, die Atmosphäre der Treffen wird zunehmend unheimlicher.
……
Mich hat, wie schon an anderer Stelle berichtet, der ungewöhnliche Titel sogleich angezogen als Liebhaberin außergewöhnlicher Sprache.
Die Geschichte beginnt damit, dass ein erfolgloser Autor eines Tages alle seine Bücher verkauft, weil er das Geld für die Beerdigung seiner Mutter braucht. Vor seinen leeren Regalen stehend, bemerkt er plötzlich „ein kaum wahrnehmbares Leben – in zaghaften Ansätzen“ das dort „in der Bücherlosigkeit zu erwachen“ schien:
„Natürlich war das alles ein Spiel meiner überspannten Nervensaiten – und als der Morgen ihre Stimmwirbel lockerte, betrachtete ich gelassen die vom Sonnenlicht übergossenen leeren, durchhängenden Tablare (Regale), setzte mich an den Tisch und nahm meine übliche Arbeit wieder auf: Ich musste etwas nachschlagen: Meine linke Hand griff mit einer automatischen Bewegung nach den Buchrücken: An ihrer statt war Luft: nichts als Luft. Verdrossen starrte ich auf die mit Schwärmen von Sonnenstäubchen erfüllte Bücherlosigkeit und versuchte, mein Gedächtnis anzustrengen und die Seite und die Zeile zu sehen, die ich brauchte. Doch die imaginären Buchstaben schlingerten in dem imaginären Buchdeckel hin und her, und anstelle der gesuchten Zeile fand ich einen bunten Haufen Wörter, die Zeile zersprang und zerfiel in Dutzende Varianten. Ich suchte mir eine davon aus und fügte sie vorsichtig in meinen Text ein“.(S. 11)
Die Erzählungen sind phantastisch, imaginär aber teilweise auch hochpolitisch und philosophisch (wie ich finde), so die Geschichte der „Exen“, einer durch externe Infizierung hervorgerufenen Trennung von Gehirn und Körper und so der Übernahme der Kontrolle über den Menschen über die Steuerung des Bewegungsapparates und Ausschalten der Möglichkeit des Widerstandes. Wohl nicht umsonst konnte der Roman zu Lebzeiten des Autors nicht veröffentlich werden.
Eigentlich interessiere ich mich ja eher für zeitgenössische, aktuelle Literatur, aber dieser Roman hat mich in seinen Bann gezogen durch die Gedanken- und Sprachspiele…
Und? Lust bekommen?