Wer zu spät kommt, oder sich zu spät meldet…..

Gestern war ich mit meiner Freundin auf der Osnabrücker Kulturnacht, die einmal im Jahr im September stattfindet und in der Altstadt ein großes Programm an kulturellen Ereignissen bietet. Man oder frau kann sich gar nicht alles ansehen, zumal sich die Termine auch überschneiden.

Meine Freundin entschied sich dazu, der Märchenerzählerin Susanne Meyer im „Lieblingscafé“ zu lauschen. Ich hatte mir vorgenommen, in diesem Jahr einmal an der Führung durch die Studios des NDR am Markt teilzunehmen. In den vergangenen Jahren war ich jedes Mal zu spät gekommen, als schon alle Führungen voll waren.

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Bis zum Beginn der Veranstaltung schlenderte ich noch ein wenig über Dom- und Rathausplatz. Auf dem Domplatz hatten Schülerinnen und Schüler eine Ausstellung zum Thema „WORT“  anlässlich des Reformationsjubiläums gestaltet. Medium waren jeweils Türen: Türen, die sich öffnen lassen, aber auch solche, die verschlossen bleiben oder werden. Ihr wisst sicher, was das für ein Gefühl ist, wenn man/frau z.B. nicht in seine/ihre eigene Wohnung kommt, weil man/frau den Schlüssel vergessen hat. Oder wenn man/frau mit dem Partner sprechen möchte, der aber auch seine Türen/Ohren verschließt und eine Kommunikation unmöglich wird. So können wir uns doch sicher vorstellen, wie es ist, wenn man als Flüchtling in ein Land kommt, nachdem man/frau schon so viel Schreckliches erlebt hat, und die Türen sind geschlossen, im wörtlichen oder übertragenen Sinn.

Die Schüler schrieben auf, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Die meisten von ihnen wünschen sich eine Welt ohne Rassismus, Terrorismus, Krieg, Ausgrenzung und positiv gewendet eine gerechte, freie Welt. Ich verharrte eine Weile bei den Wünschen dieser Kinder, für deren Zukunft wir ja auch verantwortlich sind, und fragte mich, ob wir alles tun, um für sie eine solche Welt zu schaffen oder es zumindest zu versuchen. Angesichts der derzeitigen politischen Lage bin ich mir da alles andere als sicher.

Auf dem Platz vor dem Rathaus (dort wurde 1848 zusammen mit Münster der Westfälische Frieden geschlossen und Osnabrück fühlt sich deshalb dem Thema Frieden in besonderer Weise verpflichtet) luden  Baumstämme mit ausgesägten Sitzflächen und Buchhüllen als Rückenlehnen zum Niederlassen und Zuhören ein. Auf einem erhöhten „Thron“ wurde nonstop vorgelesen.

Es blieb mir keine Zeit mehr, weiter zu schauen, weil ich zur Führung beim NDR wollte.

Wir, dass waren etwa 10 Personen, wurden zunächst in den dritten Stock geführt, wo uns die leitende Redakteurin erläuterte, wie die Themen für die Regionalsendungen zustande kommen. Übrigens ist die Redaktion sowohl für den online-Auftritt, als auch für das Radio- und Fernsehprogramm zuständig mit einem Personalbestand von 25 Mitarbeiter*innen, davon 8 Festangestellte. Sie berichtete z.B., dass allein gestern 300 emails eingegangen seien von den verschiedenen vernetzten Stellen wie z.B. der Polizei, aber auch von Privatpersonen, die etwas melden, was ihnen interessant erscheint. Alle emails werden gelesen und geprüft, ob sie in die jeweiligen Sendungen oder Nachrichten einfließen. Zulieferer sind Außenstellen in Lingen, Oldenburg, Lüneburg und einem weiteren Ort, den ich vergessen habe.

Anschließend wurde uns die technische Seite der Beitragsproduktion erläutert. Heutzutage natürlich alles digitalisiert. An dieser Stelle fragte uns die Technikerin, wer denn Lust hätte, mal eine Kurznachricht im Studio einzusprechen. Ich hatte im Programm davon gelesen und mir gedacht, dass ich das gerne täte. Als die Frage an uns gerichtet wurde, meldete sich zunächst niemand. Ich zögerte weiter und dachte, wenn sich keine/r meldet, mache ich es. Aber da meldete sich eine Frau und bekam den „Job“. Sie machte es sehr gut, aber ich war enttäuscht über mich selbst. Warum hatte ich mich nicht gleich gemeldet? Warum wollte ich wieder anderen den Vortritt lassen? Habe ich es denn immer noch nicht gelernt, auch für meine eigenen Wünsche einzutreten. Ja sicher, dann hätte die andere Frau zurücktreten müssen. Aber es konnte ja nur eine/r werden.

Als letztes kamen wir noch in den Schneideraum, auch hier alles auf dem technisch neuesten Stand, wie die Schneiderin erklärte. Sie führte vor, wie das Schneiden funktioniert und wir man/frau z.B. Gesichter unkenntlich macht („weißt“).

Alles in allem sehr interessant!

Nachdem meine Freundin und ich uns wieder gefunden und uns bei einem Cappuccino etwas entspannt hatten, begaben wir uns noch zu einer kurzen Theatervorstellung im Kulturzentrum Lagerhalle. Dort wurde ein Einblick in ein Stück über Speeddating gegeben. Je 5 Männer und Frauen begegnen sich, ihren eigenen Tücken und denen des Gegenübers. Auch ein spannendes Thema, wie schwierig die Kommunikation zwischen Mann und Frau sein kann, vor allem, wenn man sich zuvor noch nie begegnet ist. Leider war es nur ein kurzer Ausschnitt aus dem Programm.

Ein gelungener Abend, bis auf, ja bis auf mein Zögern und Zaudern, daher der Titel meines Beitrages. Ich bin mal wieder zu spät gekommen (kommt auch ziemlich häufig vor) bzw. habe mich zu spät gemeldet.

Also, liebe Leute, wenn ihr etwas gerne tun möchtet und es bietet sich eine Gelegenheit, dann tut es, tut es! Sonst seid ihr von euch selbst enttäuscht, so wie ich gestern. Nutzt jede Chance, euer Leben auszufüllen mit Dingen, die euch Freude machen, die euch in eurer Entwicklung weiter bringen, die eurem Leben Sinn geben.

Es gibt nicht Gutes, es sei denn, man tut es (oder natürlich frau!)

Also, seid mutig!

 

 

 

 

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