„Der Wert unseres Lebens bemisst sich an dem, was es uns an Anstrengungen gekostet hat“ (François Mauriac)

Auf dieses Zitat des französischen Autors François Mauriac bin ich heute gestoßen (im Original: „Notre vie vaut ce qu’elle nous a coûté d’efforts“) und da es zum Nachdenken über mein eigenes Leben passt, habe ich es heute als Titel ausgewählt.

Es war der Kommentar zu einem Menschen, der Zeit seines Lebens immer seiner inneren Stimme gefolgt ist und dementsprechend alles, was er getan hat, mit ganzer Hingabe verfolgt hat. Seine (vorerst) letzte Herausforderung war die Begehung des „Camino“, des Jakobs-Weges. Mit seinen 65 Jahren ist er mit Freunden 180 Kilometer in 8 Tagen gelaufen. Es war ihm schon ein bisschen mulmig, ob er es schaffen würde, aber er hat es geschafft und hat es in seinen ersten Bildern und Kommentaren als einzigartige Erfahrung beschrieben.

Ganz ehrlich: da bin ich schon ein wenig neidisch, eine Gefühl, das ich nicht mag, weder bei mir noch bei anderen und das ich auch nur noch sehr selten habe, denn warum auch, ich habe mein Leben gelebt, wie ich es für richtig gehalten habe, die anderen ihres und das ist nicht austauschbar. Ja, nun, auf den Jakobsweg bezogen, da habe ich mich nie dazu durchringen können, ihn zu gehen. Ich hatte schlichtweg Angst, es nicht zu schaffen. Jetzt ist es für mich persönlich zu spät, rein physisch. Aber vielleicht ist auch das wieder eine Ausrede. Irgendwie könnte ich es vielleicht doch bewerkstelligen, wenn ich es nur wirklich wollte. So ist das mit den Wünschen…Meistens fürchten wir wahrscheinlich die möglichen Anstrengungen, die wir für ihre Verwirklichung aufbringen müssen. Oder wir trauen sie uns nicht zu, oder, oder.. was?

Wer hat schon mal seine Träume verraten? Einen Job nicht aufgegeben, obwohl er ihm oder ihr schon lange keinen Spaß mehr macht? Eine Beziehung aus Bequemlichkeit fortgesetzt, weil sie Sicherheit bot, die Liebe aber längst gestorben war? Einem anderen Menschen nicht geholfen aus Hilflosigkeit oder einfach nur Trägheit?

Und auf der anderen Seite: An welche Situationen erinnert ihr euch am intensivsten? An die glücklichen, oder an die, in denen ihr etwas geleistet habt, in denen ihr Hindernisse und eure eigenen Widerstände erfolgreich überwunden habt? In denen ihr Stärke und Mut bewiesen, nicht lange gefackelt und gehandelt habt? Bei mir sind es die letzteren und daher hat mich das Zitat von F. Mauriac sofort angesprungen. Und dann gleich die nächste Frage: Wie oft hätte ich etwas tun können, dürfen, sollen, müssen und nicht getan. Wie oft habe ich mich weggedreht?

Und dann denke ich auch wieder: Eigentlich sind die Ereignisse auf mich zugekommen oder auch zugerollt, die ich allein lösen musste. Da war meine ganz persönliche Antwort gefragt. Und ich glaube, in diesen ganz besonderen Situationen habe ich mich gestellt, so hoffe ich doch. Eine dieser Situationen war, als mein Mann, von dem ich schon lange getrennt lebte, an Parkinson erkrankte. Im fortgeschrittenem Stadium musste ich mich entscheiden, ob ich die Betreuung für ihn  übernehmen wollte (ich habe davon sicher schon mal berichtet, weil es ja auch zu denen eindrücklichsten Erfahrungen meines Lebens gehört). Ich habe mich sehr mit meiner Entscheidung gequält, auch andere Menschen gefragt, von denen jeder eine andere Antwort hatte…Ich musste meine eigene Entscheidung treffen.

Ich habe ja gesagt zu dieser Verantwortung und es war richtig, auch wenn ich tatsächlich an meine physischen und psychischen Grenzen gekommen bin. Aber es war richtig, für mich! Für mich und vielleicht auch für meinen Mann. Wenn ich so über mein Leben nachdenke, sind es die vielen schweren Momente, die ich seinerzeit erlebt habe aber auch die Freude, wenn ich es denn so nennen darf, dass ich mich gestellt habe. Eine existentielle Aufgabe.

Wer weiß, was noch alles auf mich zukommt, auf uns. Wir wissen es nicht, aber ich glaube, jeder spürt intuitiv, wann er oder sie ganz persönlich gefordert ist, sich zu entscheiden und seinem Leben eben diesen besonderen Wert zu geben, indem er oder sie eine Antwort gegen muss.

So, meine Lieben, das war’s es mal wieder ….

Eure Claudia

Maßstab, Frage, Bedeutung, Gleichgewicht

 

 

 

 

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