Immer wieder und auf allen Kanälen wird tagtäglich von Journalisten, Moderatoren und in der Bevölkerung die Frage gestellt, wie lange die Sicherheitsvorkehrungen sprich Corona-Eindämmungsmaßnahmen einschließlich Ausgehverboten noch anhalten werden.
Dabei liegt doch alles auf der Hand: die vor circa einer Wocher beschlossenen rigiden Maßnahmen wie Schließung fast aller Geschäfte, Rezudierung der persönlichen Kontakte auf ein Minimum bis hin zum Kontaktverbot zu bestimmten Risikogruppen brauchen eine Weile, bis sie zum Tragen kommen, genau gesagt, erst Mitte der kommenden Woche wird sich an den Infektionszahlen zeigen, ob die Maßnahmen greifen. Bis dahin erübrigt sich jede weitere Spekulation. Dann wird abzuwarten bleiben, ob ein von uns allen erhoffter und notwendiger Rückgang sich als stabil und kontinuierlich erweist. Auch das braucht Zeit. Zeit, die sich nur dadurch beeinflussen lässt, dass wir alle uns weiter und konsequent an die Maßnahmen halten und nicht beginnen, diese langsam wieder zu lockern, weil die Infektionszahlen zurückgehen. Das wäre fatal, wie sich jeder vernünftig denkende Mensch ausrechnen kann.
Das Datum 20. April als nächster Prüftermin basiert auf dem oben dargestellten Szenario. Sollten die Zahlen nicht sinken, wird neu überlegt, ob die Maßnahmen nicht noch schärfer werden müssen, denn wir haben keine andere Chance, die Pandemie einigermaßen in Schach zu halten und so eine Verlangsamung der Infektionen und eine vernünftige Behandlung der Infizierten zu gewährleisten. Sonst bekommen wir hier bei uns auch italienische oder spanische oder amerikanische oder oder …Verhältnisse, die sich sicherlich niemand wünscht. Und: Jeder kann sich infizieren, und jeder kann sich schwer infizieren!
Das sind die Fakten. Fakten, die im Moment einfach nicht konkreter sein können, weil der Corona-Virus und seine Auswirkungen noch zu unerforscht sind, um weitere Prognosen abgeben zu können. Wir fahren – wie so schön gesagt wird -auf Sicht.
Da macht es keinen Sinn, auch seitens gewisser Politiker und Journalisten, die Frage aufzuwerfen, ob die Maßnahmen auch früher beendet werden können. Es macht einfach keinen Sinn, mehr noch: es verunsichert die Bevölkerung! Und das macht nicht nur keinen Sinn, sondern ist m.E. gefährlich, denn es verunsichter nicht nur sondern suggeriert, dass die Maßnahmen u.U. nicht oder nicht in dieser Weise notwendig sein könnten und ruft Kritiker – teilweise sicher auch mit zweifelhaften Motiven – auf den Plan.
Die andere Seite ist die wirtschaftliche, die ich in keiner Weise minimieren möchte. Ich glaube, wir können uns alle nicht vorstellen, wie das Szenario „nach“ Corona aussehen wird.
Aber, und das wiederhole ich noch einmal: die jetzigen Maßnahmen sind aus meiner Sicht absolut notwendig, und je besser sie über einen gewissen Zeitraum (zunächst bis Ende April) eingehalten werden, um so kürzer die Phase des Stillstands. Und in dieser Hinsicht vertraue ich der Politik, dass sie in diesem Fall alles tun wird und entsprechende Szenarien bereits ausarbeitet, wie es weiter gehen soll. All das ist schwierig genug und ich bin die letzte, die einem übermächtigen Staat das Wort reden würde, aber jetzt ist einfach auch persönliche Disziplin gefragt, um der Lage gerecht zu werden, ich wage nicht „Herr zu werden“ zu sagen.
Kurzum und noch einmal: Stellen wir nicht ständig die gegenwärtige Situation in Frage. Es heißt jetzt Geduld haben und die Entwicklungen abwarten. Die Daten sind gesetzt, die Maßnahmen getroffen. Je klarer die Ansagen, desto höher die Akzeptanz, und das brauchen wir im Moment!
Dass ist sozusagen der offizielle Teil der Debatte.
Aber was macht das Ganze mit uns persönlich? Wir geht es dir damit? Ich glaube, diese Krise erschüttert so manchen von uns in seinen/ihren Grundfesten. Seit dem 2. Weltkrieg hat es bei uns nichts Vergleichbares gegeben. Vielleicht die 68er Unruhen oder die RAF in den 70er Jahren. Auch das waren politisch sehr unsichere Zeiten, die ihre Spuren hinterlassen haben, die aber nicht diese persönliche Betroffenheit eines jeden von uns beinhalteten und darüber hinaus nicht so viele Opfer gekostet haben. Es lag glaube ich außerhalb des Vorstellungsvermögens der meisten von uns, dass es eine Situation wie die aktuelle jemals geben könnte. Wir waren gewohnt, zu jederzeit überall hingehen zu können (nein, das stimmt jetzt auch nicht, wenn ich an die EX-DDR denke), zu treffen, wen immer wir wollten, einzukaufen, wonach immer uns der Sinn stand. Und jetzt ist alles anders.
Wir sind auf uns selbst zurückgeworfen. Keine Kultur, keine Events, keine Reisen, kaum noch Ablenkung. Wir werden damit konfrontiert, dass sich das Leben von heute auf morgen ändern kann, dass uns (fast) alles genommen wird, was immer so selbstverständlich war.
Daraus erwächst Verschiedenes: Aus der Not geboren, entwickeln sich überall kreative Ideen, wie man mit der neuen Lage umgehen kann. Menschen helfen sich, denken aneinander, fragen sich, wie es dem Nachbarn, der Nachbarin geht. Die Not anderer wird uns ins Bewusstsein gerufen und wir suchen nach Lösungen. Das ist die hoffnungsvolle Nachricht.
Die andere Seite der Medaille: Der Fall, der mich – wenn er nicht so dermaßen traurig wäre – zum Lachen gebracht hätte (ich habe trotzdem gelacht bei der Vorstellung) : Die ältere Frau, die sich in einer Droguerie auf das Warentransportband setzte, weil sie nicht akzeptieren wollte, dass sie nur ein Paket Toilettenpapier mitnehmen durfte. Die Frau, die in Handschellen gelegt zum Polizeiauto getragen werden musste! Das ist ja nur ein Extrembeispiel für die Unfähigkeit, mal über das eigene Toilettenpapier hinweg zu sehen.
Ich persönlich muss mich auch mit der Frage auseinandersetzen, wie ich die Tage gestalte. Zuerst wird alles möglich in der Wohnung aufgeräumt, was schon lange mal gemacht werden sollte. Damit bin ich weitestgehend fertig.
Jetzt freue ich mich, dass es das Internet gibt, wo ich einige Bücher bestellt habe.
Das schöne Wetter hat es mir immer noch ermöglicht, jeden Tag eine Tour mit dem Rad zu unternehmen und ich habe festgestellt, dass viel mehr Leute als sonst unterwegs waren! Gut für die Gesundheit.
Und dann stelle ich fest, dass der Konsum schon einen nicht unbeträchtlichen Teil meines Lebens ausmacht: Lebensmittel einkaufen, Kleidung, Kaffee trinken gehen usw. usf. Dienstleistungen in Anspruch nehmen: Bank, Frisör, Arzt, Servicepersonal uw. usf.
Alles Dinge, die für uns so selbstverständlich waren. Aber sind sie das? Und wie sieht es um uns herum und in der Welt aus? Wer verfügt über diesen Luxus, denn es ist ein Luxus, alles zu jederzeit zu bekommen und bezahlen zu können! Das dürfte uns jetzt klargeworden sein. Was ist mit den Flüchtlingen auf der ganzen Welt und speziell auf den griechischen Inseln, was haben die zum Leben? Haben sie kein Recht zumindest auf eine Basisversorgung mit Unterkunft, Nahrung, Kleidung und auch Toilettenpapier? Das sollten wir nicht vergessen und wir sollten auch nicht zu laut jammern.
So, nun ist es gut.
Wie ihr alle wahrscheinlich, schlage ich mich mit den obigen Fragen herum. Im Großen und Ganzen geht es mir gut. Ich bin, soweit ich weiß, nicht infiziert. Natürlich habe ich auch Ängste, wie es weiter geht, aber soweit ich das politische Handeln im Moment beobachte, habe ich doch ein ziemlich großes Vertrauen, dass wir noch halbwegs glimpflich davon kommen werden (obwohl mein Vertrauen in die Politik in den letzten Jahren eher gelitten hat, es ging mir zuviel um persönliche Befindlichkeiten und Profilierungsaktionen als um das Gemeinwohl bemühte Politik. Die wirklich wichtigen und die Bürger bewegenden Fragen wurden einfach nicht angepackt. Mal sehen, wie es nach der Krise weitergeht).
Was mir in meinem täglichen Leben am meisten fehlt, sind die persönlichen Kontakte mit Familie und Freunden, auch mit ArbeitskollegInnen. All das fehlt mir. Wir sollten uns also zukünftig mehr aufs Soziale konzentrieren und zu schätzen wissen, was wir alles haben anstatt immer auf das zu starren, was wir nicht haben! Das Glas ist halbvoll und nicht halbleer.
Bis dahin und euch allen alles Gute
Claudia