Nachtrag zu Tag 3
Eine direkt vor mir sitzende Frau nahm während der ersten Hälfte das gesamte Konzert der „Oldtimers“ mit ihrem Smartphone auf. Abgesehen davon, dass ich ständig das Leuchten ihres Bildschirms im Blickfeld hatte, hielt sie ihr Smartphone manchmal über Kopfhöhe, so dass ich die Bühne nur noch durch ihr Smartphone sehen konnte.
Vielleicht bin ich ja wirklich schon „vieux jeu“, wie der Franzose zu sagen pflegt, heißt altmodisch, aber abgesehen davon, dass mir das auf den Zwirn, auf die Nerven ging, dachte und denke ich, dass wir unsere Welt bald nur noch mittelbar durch das Medium Smartphone wahrnehmen und den Kontakt zur Realität verlieren. Ich nehme mich jetzt gar nicht von dieser Tendenz aus, alles irgendwie im Bild festhalten zu wollen, merke aber, dass ich dadurch das, was ich eigentlich sehen will, gar nicht mehr wirklich wahrnehmen kann, weil meine Aufmerksamkeit auf mein Smartphone und die richtige Aufnahme gerichtet ist. Wie bei den Japanern, über die wir uns immer gerne lustig machten, wenn sie photographierend durch unsere Städte liefen. Wir haben sie längst überholt in diesem Wahn. Wir können nichts festhalten. Ein paar Bilder sind schön als Erinnerung, aber woran erinnern wir uns nachher noch, wenn wir doch eigentlich gar nicht ganz dabei waren….
Ich habe die Dame in der Pause höflich gebeten, ihr Smartphone doch wenigstens nicht über Kopfhöhe zu halten. Sie sah mich mit großen erstaunten Augen an und sagte, dass sie immer die Konzerte aufnehmen würde…Auch ihr Mann konnte kaum glauben, was er hörte. Die beiden waren in der zweiten Hälfte verschwunden. Mir war es recht….
Nach meinem Bericht über das Konzert am Vorabend folgen keine weiteren Eintragungen für den Freitag. Ich habe wieder eine Radtour unternommen, davon zeugen die Bilder (aha), die ich am Freitag aufgenommen habe.
Vom Ostland kommend (der Wind weht immer noch von Osten) über den Seedeich gelange ich an den Bahnübergang an der Reedestraße, der mich in die „Greune Stee“ (Grüne Stelle), das größte zusammenhängende Inselwäldchen, führt. Auf einer Info-Tafel erfährt man, dass dieser Teil zum ältesten Dünengebiet der Insel gehört und circa 400 Jahre alt ist. Die Dünen werden als „braune Dünen“ bezeichnet, da sich auf dem ursprünglich weißen Sand eine Humusschicht abgelagert und den festen Bewuchs durch sogenannte Pionierpflanzen und -bäume ermöglicht hat. Dazu gehören u. a. Vogelbeerbäume, Birken, Eichen und Zitterpappeln. Weiter prägen Brombeersträuche, Heidekraut, Sanddorn und Heckenrosen das Bild. Hier ist der Radfahrer und Fußgänger auch bei Wind einigermaßen geschützt unterwegs. Es gibt auf dem Weg noch verschiedene Abzweigungen, die ihr dann eben auch noch selbst entdecken dürft. Ich fahre weiter, bis ich fast am Südstrand herauskomme. Ich biege heute nach links Richtung Südstrand ab. Dort muss ich vom Fahrrad absteigen und gehe auf einem Fußweg rechts weiter bis zur „Heimlichen Liebe“, einem Traditionscafé und -restaurant am Südstrand, leider ohne Außenterrasse, aber das ginge bei der „Spitzen“-lage wohl auch kaum wegen dem Wind.
Hier beginnt dann die neu gestaltete gepflasterte und großzügig angelegte Promenade mit verbessertem Hochwasserschutz. Wer will, kann das Meeresaquarium besuchen oder sich bei gutem Wetter in einen der geschützten Plätze auf der Sonnenterrasse setzen und das Meer beobachten…Weiter gehts (Radfahren ist hier erlaubt) bis zum Hauptstrand. Dort muss ich wieder absteigen. Am besten das Fahrrad oberhalb der Promenade abstellen. Aber gut den Abstellort merken, kann ich nur sagen!
Wer inzwischen Hunger bekommen hat, findet an der Hauptpromenade jede Menge sogenannter Milchbuden direkt am Strand, in denen man drinnen oder draußen günstig esssen und trinken kann. Natürlich auch praktisch für alle, die lieber im Strandkorb liegen und sich unkompliziert mit Essen versorgen wollen. Die Buden schließen meist um 18:00 Uhr.