Tag 2 – 5 im Krankenhaus. Gemäß Fallpauschale sind für einen Eingriff wie den meinigen 4- 5 Tage angesetzt, die ich dann auch in Gänze ausschöpfte, heißt Vollpension, Rundumpflege und Blick ins Grüne. Ja tatsächlich, im Vergleich zu dem, was dann kam, waren diese Tage fast angenehm. Nun, abgesehen von dramatischen nächtlichen notdürftigen Ausflügen auf die Toilette (bis zu 7 an der Zahl) meinerseits, zurückzuführen auf ich weiß nicht was, jedenfalls jedesmal ein Abenteuer, sich mit nur einem Standbein (das Spielbein durfte – wie der Name schon sagt – nur spielen und keine tragende Rolle übernehmen) vom Bett in den Rollstuhl hieven, mit dem nun angewinkelten Standbein/ Winkelbein langsam vorwärts rollend bis zur Toilettentür – was sich hinter dieser Tür abgespielt hat, bleibt auch hinter dieser verschlossenen Tür – dann den ganzen Weg wieder zurück bis ins Bett, völlig ermattet. Ich muss gestehen, zwei Tage lang bediente ich mich des Bettgestells meiner Nachbarin, um mich daran entlang zu ziehen bis zur Toilette, bis sie mich – sie bemühte sich, höflich und gelassen zu sprechen, während es in ihr vermutlich brodelte – aufforderte, dies doch zu unterlassen, da sie jedesmal aus Angst vor einem beginnenden Erdbeben erwachte und nicht wieder in den Schlaf zurückfand. Ich war sofort einsichtig (tief in mir hatte ich schon eine Ahnung gehabt, dass mein Verhalten fehl am Platze war, muss die Bedenken aber ob der schnelleren Fortbewegung verdrängt haben) und baute die weiteren vorhandenen Möbel im Zimmer so um, dass sie mir als Ersatz für das Bettgestell dienten. P. hingegen pochte darauf, dass ein Fenster während des ganzen Tages und wenn möglich auch noch des nachts geöffnet blieb. Durch mein eigenes egoistisches Verhalten in die Zwickmühle geraten, erklärte ich mich damit einverstanden, das Fenster am Tage geöffnet zu lassen. Ich fand, dies war ein angemessener Ausgleich für meine nächtliche Ruhestörung, immerhin befinden wir uns schon im November…
Am 4. Tag wurden P. und ich auf die Entlassung vorbereitet durch einbeiniges Treppensteigen. Auf Krücken natürlich, aber Krücke ist nun mal Krücke und kein Bein, und eine alte Frau ist kein D-Zug mehr. Also verabschiedete sich mein Kreislauf kurzerhand und die ganze Aktion musste abgebrochen werden. Da ich ja am nächsten Tag in die Freiheit entlassen werden sollte, biss ich die Zähne zusammen und lief im Zimmer mehre Male hin und her… bis der Physiotherapeut es nochmal mit mir versuchte. Runter ging, rauf gar nicht. Dazu später mehr.
Der Physiotherapeut, ein junger Türke, kam „hemdsärmelig“ daher. P duzte er sofort – ja gut, sie ist ja auch ca 20 Jahre jünger als ich. Ich nahm es ihm nach einem Blick in den Spiegel nicht übel. Jedenfalls fuhr er mich nachmittags mit dem Rollstuhl bis zum Treppenabsatz, damit ich nicht soweit laufen musste und machte mich darauf aufmerksam, dass im Fußboden eine unebene Stelle sei (jemand hatte sie sehr unkoventionell mit einigen farbigen Strichen gekennzeichnet) und man vorsichtig darüber fahren müsste. Auf der ziemlich rasanten Rückfahrt hatte er seinen eigenen Hinweis wohl vergessen, der Rollstuhl stoppte abrupt an eben jener Stelle und ich entging so gerade eben noch einem salto mortale…Nochmal davon gekommen.
Tag 5: Frühstück, Visite, Packen…..Auschecken (nicht zu vergessen: heute traute ich mich, Pfleger H. zu fragen, ob er mir bei der Haarwäsche helfen könne. Kurze Zeit später kam er wieder…Er fragte noch, ob ich auch eine Dauerwelle wünschte, was ich gönnerhaft verneinte. War schön, sich diesen Moment verwöhnen zu lassen. Man gönnt sich ja sonst nichts.